Diese Website ist in drei Teile oder Menüpunkte gegliedert:
1. Die Philosophie in der Existenzkrise
2. Das Streben nach Erkenntnis
3. ABC-Versuch einer neuen Wahrnehmung des alten Seins, aus der angenommenen Misere-Situation unserer Gegenwart der Moderne heraus
Es sind drei philosophische Gedankendurchläufe oder auch Denkrunden, die an Umfang und Reichweite deutlich zunehmen, in (ursprünglichen) DIN A 4-Seiten ausgedrückt: 5 – 50 – 300, so dass ein jeweils größerer Atem beim Lesen erforderlich ist.
Aus diesem Grund bin ich immer wieder um eine Motivation zum Weiterlesen bemüht, z.B. durch Verwendung überraschender Bilder, Ideen und Wendungen im Gedankenverlauf, Verfremdungseffekte, Aufgreifen berühmter historischer Szenen, Anknüpfen an Personen der Geistesgeschichte, die dann auch als literarische Figuren auftreten und sprechen. Die Prolog-Ouvertüre wird bereits etwas davon vorführen.
Eines meiner Stilmittel ist auch das Erzeugen von Spannung beim Lesen, wobei man zunächst der Ansicht sein mag, Spannung habe in einer Erkenntnisliteratur nichts verloren. Blickt man aber auf den platonisch gestalteten Sokrates hin, was wir hier tun werden, so sieht man, dass Spannung im Denken ursprünglicher Bestandteil philosophischer Kommunikation gewesen ist, und ich kann nicht finden, die Philosophie hätte dadurch gewonnen, dass dies heute nicht mehr der Fall ist.
Spannung liegt schon natürlicherweise im Leben, z.B. aufgrund seiner Gefährdung, und bedenkt man die grundsätzliche Brisanz des nach Neuem ringenden menschlich-menschheitlichen Erkennens, feststellbar erst im geistesgeschichtlichen Nachhinein, - wenn wir aus einem gravierenden Irrtum überraschend befreit wurden, wenn also eine Last des Irrtums von uns genommen wurde, von der wir nicht wussten, dass wir sie haben -, so sehen wir, dass der Erkenntnisprozess an sich eine spannungsvolle Angelegenheit sein muss, keine bloße Theorie, sondern dem Leben selbst angehört (worüber man wiederum nachdenken kann, weil es ein Nicht-Zufall sein könnte).
Und wir wissen auch nicht, ob wir die mögliche Summe gravierender Irrtümer bereits hinter uns gelassen haben, oder ob wir uns auch hier und heute noch in einem solchen - ahnungslosen - Vorher-Stadium befinden, denn dazu müsssten wir diese Irrtümer alle schon kennen, so dass also ein "sicheres Wissen" sich dadurch auszeichnen würde, dass es nicht nur das Wahre sammelt und kennt, wie unsere Wissenschaft tut, sondern auch das Falsche, wie unsere Wissenschaft nicht tut. Vielmehr scheint mir, wir behandeln das Falsche, den Irrtum immer noch als bloßen Wissens-Abfall, nicht der Rede wert, nicht sammlungswürdig und die Beschäftigung damit als Zeitvergeudung. Ich komme auf diesen fatalen Grundsatz-Irrtum menschlichen Wissens noch systematisch zurück und ordne die entsprechende Sammlung und Pflege der Philosophie zu.
Für gewöhnlich betrachten wir das Erkennen als eine primär theoretische Problematik, die gewissermaßen als Kür zur Pflicht der Lebenspraxis hinzu- oder obendrauf kommt. Auf dieser Website gehe ich von einer umgekehrten Auffassung aus: Das Erkennen führt nicht über unser Leben hinaus, sondern vielmehr erst wahrhaft in dieses unser Leben hinein. Entsprechend ist es keine Sache, die wir tun und lassen können, vielmehr tun und machen wir darin - uns selbst. Und eine Flüchtigkeit oder Vagheit oder auch nur Wahrscheinlichkeit im Urteil sollten wir uns hier gar nicht erst erlauben, weil wir hierdurch sozusagen leichtsinnigerweise uns selbst aufs Spiel setzen würden. Also müssen wir einen "schweren Sinn" entwickeln - und damit bewegen wir uns in die Philosophie hinein...
Eine Philosophie in Reinkultur auf den Weg zu bringen, ist mein allergrößter Wunsch und Wille, mein Ideal, und Leserin und Leser sollen mit hineingenommen werden in eine entsprechende Öffnung unseres Denkens, mit dem Ziel, in eine mögliche Freiheit im Sein hinauszutreten, vielleicht aber auch: seit lange und längst vergessenen Zeiten erstmals wieder einzutreten, so dass wir davorstehen könnten, unsere eigene Geistes-Potenz und -Kraft und -Macht und -Kunst erstmals wieder in den Blick zu bekommen: sozusagen jungfräulich-unschuldig, falls wir hier und heute "erfahrungsverdorben" oder auch "wissensgeschädigt" sein sollten, ohne dies zu ahnen...
Alles hängt davon ab, wie wir an das Erkennen (welches eine Befähigung ist, die wir alle haben) herantreten und wie wir dann fortschreiten. Nehmen wir es von vornherein falsch in den Blick, werden wir es verkürzen, uns selbst also um die Möglichkeiten bringen, die in ihm liegen - für uns und unser Leben. Und so komme ich zum ersten Menüpunkt, der dieses Herantreten thematisiert.
1. Die Philosophie in der Existenzkrise
In diesem ersten, bewusst kurz gehaltenen Abschnitt soll es um das Verhältnis zwischen Philosophie und Wissenschaften gehen, die beide das Erkenntnisvermögen des Menschen aktivieren wollen, wobei wir für eine philosophische Grundorientierung auf Sokrates hinblicken werden. Denn Sokrates steht am Anfang der eigentlichen Philosophie, wie später dann näher erläutert werden wird (unter 3C Altes Sein). Die Philosophie wird also von der sokratischen Philosophiepraxis her bestimmt, egal, wie diese "Philosophie" heute von den Wissenschaften her gesehen und theoretisch eingeordnet wird, die ja möglicherweise ein ganz falsches Bild von ihr haben und dann - in Wahrheit - nicht die Philosophie geringschätzen, sondern nur ihr falsches Bild von ihr?
Nach meiner Auffassung haben die Wissenschaften die Philosophie keineswegs überrundet oder hinter sich gelassen, vielmehr sind sie allesamt hinter ihr zurückgeblieben. Dieses heutige Missverhältnis und Missverständnis ist in der Überschrift dieses ersten Menüpunktes zum Ausdruck gebracht, ebenso im Motto dieser Website.
Erschwerend für eine (heute notwendige) Richtigstellung kommt hinzu, dass die Philosophie - im Anschluss an Kant - selbst auch Wissenschaft sein möchte. Dies ist nach meiner Auffassung ein Irrweg und ein grundsätzliches Nichtverstehen dessen, was die Philosophie in sich selbst ist (sowie Nichtverstehen dessen, was eine Wissenschaft in sich selbst ist).
Mein Lösungsvorschlag ist: Die Philosophie braucht nicht Wissenschaft sein zu wollen, um auch etwas von Bedeutung sein zu können, denn sie hat allen Wissenschaften etwas voraus, das diese ihr nicht nehmen können und worin die Wissenschaften ihr auch nicht folgen können: Sie ist etwas (oder kann etwas sein), auch ohne einen "Gegenstand" zu haben! Das kann keine Wissenschaft, die alle ihre (Einzel-)Gegenstände haben und konstitutiv auch brauchen, um als sie selbst überhaupt existieren resp. vorhanden sein zu können.
Die Philosophie ist der existenzielle "Gegen-Stand" des Menschen zum Ganzen des Seins.
Das Seinsganze steht dem Menschen in seinem Verstehen(wollen) grundsätzlich entgegen, soll heißen, das Gegenstand-sein-Können hängt mit des Menschen animal-rationale-Sein zusammen, wodurch er grundsätzlich sich selbst in irgendein Verstehens-Verhältnis zur Welt setzt und setzen muss, und in diesem Grundverhältnis steht und fällt die Philosophie, die somit (als ein unbewusst vorausliegendes Existenzverhältnis des Menschen) schon da ist, wenn der Mensch sich bewusst anschickt, sein Streben nach Erkenntnis zu entfalten, selbst wenn noch gar kein philosophisches Selbstbewusstsein vorhanden und noch kein erster philosophischer Gedanke explizit in die Welt gesetzt ist.
Keine unserer vielen Wissenschaften kann diese grundsätzliche Existenzsituation vergegenständlichen, indem sie eines gemacht haben, was sie vielleicht nicht hätten tun sollen: die menschliche Existenz als Gegenstand der Forschung zu überspringen und sogleich zu (konkreten) Gegenständen weiterzugehen.
Damit kann die Philosophie - nach wie vor - etwas Eigenes gegenüber den Wissenschaften vorweisen und behaupten, nämlich das Erkenntnisstreben des Menschen als solches, bevor es sich entschließt, sich aus dem Ganzen des Seins irgendwelche "Gegenstände" herauszupicken, um diese eingehender (und einzelwissenschaftlich, also fachspezifisch) zu erforschen. Denn die Wissenschaften sind durch ihre Einzelgegenstände konstituiert, soll heißen: Fällt der Gegenstand weg, fällt auch die Wissenschaft weg. Die Philosophie ist durch keinen Einzelgegenstand konstituiert, weil sie ja das Ganze des Seins zu ihrem "Gegen-Stand" hat. Und genau deshalb kommt nun als neuartige Fragestellung oder als neuer oder Meta-Gegenstand in Betracht: dieses Erkenntnisstreben selbst, bevor es sich spezifiziert oder einzelwissenschaftlich einschränkt.
Erläuternd sei angemerkt,
dass Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie thematische
Berührungspunkte aufweisen können, sie erschöpfen aber unsere
jetzige Thematik nicht bzw. können sie nicht einmal angemessen
ins Auge fassen. - Am ehesten weist Martin Heideggers
Existenzphilosophie in den hier versuchten philosophischen
Ansatz, indem er die (lange, lange praktizierte) kategoriale
Ding-Erfassung der Philosophie durch eine existenziale
Seins-Erfassung zu ersetzen suchte, die Philosophie also
angefangen bei der menschlichen Existenz selbst, wonach es
keinen Sinn macht, den Menschen zu beschreiben nach den
aristotelischen Kategorien wie Quantität, Qualität, Lage, Tun
etc. Vielmehr muss versucht werden, den Menschen in seinem
faktischen Dasein zu beschreiben, gleichsam um von der
Außenansicht wegzukommen und in eine Innenansicht zu gelangen,
was dann - unvermeidlich - zu einer neuen, ungewohnten,
stammelnden Sprache führt, die "heideggersche Existenzialien"
auszumachen sucht. Und diese (ungewohnte) Heidegger-Sprache
hört sich dann in etwa so an: Der Mensch ist ein Sein, das
einem Sich-vorweg-schon-sein-in-als-sein-bei entspricht, ein
Bestimmungsversuch, der die Zukunft, die Vergangenheit und die
Gegenwart in sich enthält, womit angezeigt ist, die
Geschichtlichkeit gehöre wesenhaft zum Menschsein. Und wenn die
ins Universum blickende Naturwissenschaft feststellt, Sterne
durchliefen doch auch verschiedene Entwicklungsstadien, so
haben diese Sterne nicht dadurch schon eine "Geschichte", weil
hierzu Reflexion, Selbstbewusstsein erforderlich ist. Wir
wollen dem hier nicht näher nachgehen, sehen aber, wie die
menschliche Existenz selbst in den Mittelpunkt des
philosophischen Erkennens rückt. Halten wir daher zunächst
einmal fest: Im Streben nach Erkenntnis befinden wir
uns schon in einer menschlich-existenziellen
Innen-Situation, die sich einem Außen und Anderen
gegenüber weiß und versucht, dieses ins eigene Sein -
verstehend - auf- und hereinzunehmen.
Es soll außerdem nicht bestritten werden, dass spätestens seit
Kant eine methodisch zielgerichtete Reflexion über das
menschliche Erkenntnisvermögen vorgenommen wurde, aber auch der
kantische Ansatz ist sehr spezifisch, erschöpft unsere (weite
Existenz-)Thematik nicht und kann sie ebensowenig
ermessen...
...zumal mir die Kantsche "wissenschaftliche Untersuchung" des
menschlichen Erkennens bereits lösungsorientiert
angesetzt zu sein scheint (und damit gewissermaßen ein
Wissenschafts-Schwindel oder eine
Wissenschafts-Selbsttäuschung): "Wenn sich die menschliche
Vernunft metaphysisch-spekulativ in Widersprüche verwickelt,
wie philosophiegeschichtlich offensichtlich zu sein scheint, so
könnte die Lösung dieser Widersprüche darin bestehen,
dass diese Vernunft oder dieser Geist in seinem Ausgreifen auf
das Große und Ganze des Kosmos einfach zu weit geht!?"
- dies scheint mir Kants philosophischer Ansatz zu sein.
Streng genommen wird von Kant gar keine Erkenntnisgrenze
erkannt, sondern sie wird lediglich
geschlussfolgert, aus der scheinbaren
Widersprüchlichkeit des menschlichen Denkens, wenn es ins
Metaphysisch-Kosmische ausgreift, wo es - so scheint es -
keinen Halte- und Orientierungspunkt mehr finden kann, um "wahr
und falsch" oder "real und irreal" unterscheiden zu können. Und
so kann man - etwas polemisch, etwas ironisch - vermuten, Kant
habe sein Untersuchungsergebnis bereits vor der
Durchführung seiner "Untersuchung" gekannt!? - Die
Kantsche Philosophie-Idee besteht in der Ausarbeitung dieses
Wenn-Dann-Zusammenhangs: Wenn die Widersprüchlichkeit
in der Philosophie enden soll, dann muss die
Erkenntnis-Kompetenz der Philosophie beschnitten werden. Das
Wenn (der Notwendigkeit der Widerspruchsbeseitigung) ist
hierbei als Faktum vorausgesetzt (und allgemein angenommen
worden), und genau deshalb leben wir heute im Dann (der
Erkenntnis-Begrenzung) als angeblichem Faktum. - Im
"ABC-Versuch" werde ich auf einen Zeitgenossen Kants Bezug
nehmen, der das ganz anders sieht und der hierbei Gedanken ins
Spiel bringt, mit welchen aus Kantscher Sicht (und Sicht all
derer, die ihm folgen) überhaupt nicht gerechnet ist, indem man
fälschlich meint, Kants (einseitige) Sichtweise sei
die einzig mögliche Sichtweise.
Und damit kommen wir zum zweiten Menüpunkt.
2. Das Streben nach Erkenntnis
Es ergibt sich nun ein freieres Blicken auf das menschliche Erkenntnisstreben, weil dieses sich noch nicht an Einzelgegenständen festgemacht hat, noch nicht hingebannt ist auf ein Objekt, sondern sich zum Erkennen erst anschickt. Diesen Bewegungs-Moment gilt es nun sozusagen fotografisch oder besser: zeitlupenartig festzuhalten, wobei unsere "Ablichtung" dann in Erkenntnissen über das Erkenntnisstreben selbst bestehen soll, so dass wir uns streng genommen allerst vergewissern wollen, was wir da im Erkennen überhaupt tun (anstatt einfach "fachwissenschaftlich draufloszuerkennen"). Und das, was wir hierbei finden, sammeln wir zunächst einmal nur zusammen.
Die Philosophie tritt damit erstmals wieder seit Langem als grundsätzlich gleichrangig neben die Wissenschaften, und sie setzt auch schon zu deren Überholung (im doppelten Sinn) an, indem sie ein von den Wissenschaften Übergangenes in den Blick bekommt und dadurch ein den Wissenschaften unbewusst Gebliebenes freilegt. In dieses "Wissenschafts-Transzendente" (= die menschliche Existenz als solche) soll nun vorgestoßen werden.
Da dieser zweite Menüpunkt deutlich umfänglicher ausfällt als der erste, stellen wir ihm eine Inhaltsübersicht zur Erstorientierung voran, die auch sogleich einen Eindruck des Aspektreichtums vermittelt, der in dieser "Wissenschafts-Lücke" gefunden werden kann:
Die Überschriften zeigen insgesamt, dass wir den Schwerpunkt des Forschens verlagern, weg vom "Antworten finden", welches das Hauptziel unserer (anwendungslastigen) Wissenschaften ist (deren Fragen häufig Mittel zum Zweck sind), hin zum "Fragen stellen", das - im Anschluss an Sokrates - die Philosophie besonders auszeichnet, die zwar sekundär auch ein Wissen erstrebt, primär aber das Fragen kultiviert, ein In-Zweifel-ziehen oder In-Frage-stellen. Jeder Mensch kann das tun, frei aus sich selbst heraus, und betreibt er es so intensiv wie Sokrates, so entsteht daraus ein Gewandtsein im Denken, und so findet man durch die geübte Erkenntnispraxis zunehmend "Lösungs-Weite im eigenen Geiste", die uns (der platonisch abgelichtete) Sokrates in der Souveränität seines gezielten Fragenstellen- und Widerlegen-Könnens einer ihm entgegengebrachten Denkposition oder Meinung beeindruckend vorgeführt hat.
Man lernt, von sich selbst abzusehen und auf die Anderen als sie selbst hinzusehen und kann auf diese Weise die Denkerfahrung der Anderen in seine Eigenerfahrung mitherübernehmen, so dass man nicht mehr Gefahr läuft, sich durch seine eigene Meinung, die leicht zum Maßstab aller Weltbetrachtung wird, erfahrungsunempfänglich zu machen. So erzielt man eine zunehmende existenzielle "Bildung seiner selbst", die die Bildung der Anderen (als ihr konkretes So-sein bzw. Anders-sein und So-denken bzw. Anders-denken verstanden) in sich aufnimmt und sich potenziell oder asymptotisch zu einer allgemeinen, allumfassenden "Bildung der Menschheit" weitet.
Die besten Aussichten, neuartige Erkenntnisse zu gewinnen, hat man dann, wenn man bereit ist und lernt, Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen oder in offene Wunden unserer selbst hineinzubohren, und der erste große Einschnitt dieses zweiten Menüpunktes ergibt sich im Blick auf Sigmund Freud (Abschnitt 5), indem die Menschheit auf "Kränkungen ihrer selbst" zurückschauen kann und muss, wodurch nun zugleich offenbar wird, dass im Zusammenhang mit dem Thema "Erkennen" auch ein Nichterkenntnis-Wille zu berücksichtigen ist, so dass nicht einseitig vorausgesetzt werden kann, Wahrheit und Erkenntnis seien allen Menschen willkommen (in unserer Wissenschaft spielen solche Sozialaspekte des Erkennens keine Rolle). Und dieser Nicht-Wille ist nicht nur bei Anderen zu vermuten, sondern auch bei und in uns selbst, so dass also auch auf das eigene Unbewusste zu achten ist, welches nun als potenzieller und latenter "Erkenntnis-Verhinderer" in Betracht kommt und möglicherweise lange schon am Werk ist (auch dies spielt in unserer Wissenschaft keine Rolle).
Den zweiten großen Einschnitt markiert dann ein Rückblick auf unsere eigene Geistesgeschichte (Abschnitte 6-7), innerhalb welcher sich die Fragerichtung unserer Philosophie und Wissenschaft grundlegend veränderte, weg von einer Betrachtung des Menschen als eines Geistwesens innerhalb eines geistdurchwirkten Kosmos, hin zu einer Auffassung des Menschen als eines Materiewesens innerhalb eines materiell gesichteten Kosmos. Da nun durch Freud das Streben nach Erkenntnis (oder kurz: die Reflexion) erheblich kompliziert wurde, indem von nun an der Philosoph und Wissenschaftler immer auch damit rechnen muss, sein "lauteres" Vorhaben könne durch ihn selbst heimlich und unbemerkt hintertrieben werden, muss von nun an die Freudsche Infragestellung der eigenen Lauterkeit dauerhaft selbstkritisch mitberücksichtigt werden, wenn Wahrheitsstreben auch in moderner, hochreflexiv gewordener Zeit überhaupt noch möglich bleiben soll.
Dadurch kann und muss im Anschluss an die geistesgeschichtliche Veränderung unserer Kosmos-Perspektivik ein "Ewigkeits-Trauma" konstatiert werden, welches Mensch und Menschheit nachmittelalterlich trafen (Verlust des sicheren und zentrierten Feststehens in einem Ewigkeits-Horizont), beginnend im "Zeitalter der Entdeckungen und Eroberungen", und man muss sogar fragen, ob nicht im Gewissheits-Bedürfnis unserer neuzeitlichen und dann auch modernen Wissenschaft dieses Trauma latent enthalten geblieben und quasi fortgeführt worden sei (den Wissenschaftlern selbst unbewusst und von ihnen unhinterfragt)?
Alles in allem ist in diesem zweiten Menüpunkt angestrebt, die kritisch-philosophische "Fragen-Amplitude" nach und nach zu erhöhen, was dann zur Folge hat (oder haben soll), dass unser modernes, scheinbar in sich gesichertes Wissen mehr und mehr in Zweifel gezogen werden kann, aber nicht, weil es im Einzelnen unfundiert sei, sondern weil die Menge möglicher (sinnvoller, vielleicht auch gravierender) Fragen ein "erdrückendes Gewicht" erreicht, das den scheinbar bereits kritisch-umfänglichen Antworten-Horizont unserer Wissenschaften womöglich weit in den Schatten stellt. So ergibt sich dann eine spitze Fragestellung wie die des 8. Abschnittes: Enge unserer Erkenntnis-Erwartung trotz Weite unserer Wissenschaft? - wodurch zugleich ein weiteres wichtiges Moment des menschlichen Erkenntnisstrebens offengelegt ist, nämlich Erkenntnis-Erwartung bzw. Erkenntnis-Nichterwartung: Wo unsere Wissenschaft keine Erkenntnis erwartet, dort betreibt sie auch keine Forschung... Dies nun ist die riesige "Wissenschafts-Lücke", die dem philosophischen (oder philosophisch gebliebenen) Nachdenken ein großes, weites Arbeitsfeld beschert, welches von unseren Wissenschaften noch nicht einmal gesehen wird.
Unterstrichen wird "die Spitze" noch dadurch, dass ich im Text- und Gedankenverlauf drei Spruchweisheiten des altgriechischen Naturphilosophen Heraklit einstreue. Die Vorsokratiker stehen am Beginn unserer europäischen Geistesgeschichte, und ich füge die drei Sprüche ironisch als "philosophische Wissens-Konstanten" ein, während ich die anfänglich von mir festgestellte Differenz zwischen Philosophie und Wissenschaften weiter bearbeite und zur Durchführung bringe, mit der Tendenz, unserer Wissenschaft und ihrem Wissen nach und nach das Wasser abzugraben: Die eigentliche (tiefe und ergiebige) Erkenntnisquelle liegt aufseiten der Philosophie, nicht bei unseren Wissenschaften, wie sie selbst aber vielleicht glauben?
Die jährliche Nobelpreis-Verleihung unserer Zeit wird mir dann zum Anlass, das platonische Höhlengleichnis neu ins Spiel zu bringen (Abschnitt 9), indem Platons Gleichnis die "prophetische" Nebenbemerkung enthält, die Menschen wetteiferten darum, wer die Schatten am genauesten zu beschreiben vermöge (= die Nobelpreisträger), wobei diese "Schatten" vor dem Hintergrund zu sehen sind, dass eine geistesgeschichtliche Aufmerksamkeitsverlagerung vom Geist zur Materie stattfand. Bei diesem alten (und scheinbar überholten) Gleichnis verweile ich dann noch, indem ich zuerst Kant als "konservativen Höhlenphilosophen" in die platonische Höhle (und platonische Philosophie der Höhle) hineinversetze, der stock und steif behauptet, jedweder Versuch, die Höhle verlassen zu können, sei unsinnig, wobei die "Höhle" aber neuzeitlich-modern bereits zur "Sphäre der Sinnlichkeit" geworden ist.
Zwischenbemerkung: Die
"platonisch-prophetische Nebenbemerkung" wird auf dieser
Website von mir mehrmals genannt. Der formale,
arbeitstechnische Grund hierfür ist, dass die Texte nicht alle
zeitgleich entstanden sind. Man nehme daran keinen Anstoß und
bedenke vielmehr, was mir ein Didaktiker entgegnen oder
vorhalten könnte, wenn ich Leser und Leserin hier um Nachsicht
für die Wiederholungen bitte: "Warum soll ich mich für eine
Wiederholung entschuldigen!? Sie ist zum Lernen durchaus
erforderlich und verkürzt uns die Wege des Wissenserwerbs.
Unsere Wissensfortschritte können gar nicht anders und besser
befestigt und in sich gesichert werden als durch
Wiederholungen!" - Der lernbereite Durchschnittsmensch
hat auch kein fotografisches Gedächtnis, so dass die
allerwenigsten Menschen ein Recht hätten zu sagen: "Du
wiederholst dich. Das hast du mir schon mitgeteilt. Du musst
nur 517 Sätze zurückdenken. Dann findest du deine Äußerung
wieder..."
Dann folgt mein nächster ...Till-Eulenspiegel-Streich: Ich benutze die Erzählung des Lügenbarons Münchhausen, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen zu haben, als ernsthaften Lösungsvorschlag, damit der Mensch aus der "Höhle der Sinnlichkeit" heraus- und in eine möglicherweise bestehende "Welt des Geistes" hineinkommen könne. Zur Lösung dieser scheinbaren Unmöglichkeit oder Irrsinnigkeit benutze ich einen Deus-ex-Machina-Trick, der unsere materiell bzw. physikalisch denkende Wissenschaft aushebelt: Die Erzählung ist als ein Bild zu verstehen, und Bilder können unterschiedlich gedeutet werden, so dass in unserem Fall die physikalische Betrachtung des Bildes nicht die einzige Betrachtungs-Möglichkeit darstellt, womit auch wiederum im Raum steht, der Frage-Horizont unserer Wissenschaft sei so umfänglich und erschöpfend nicht, wie sie selbst vielleicht (von sich) glauben mag? Im Mittelpunkt der Lügengeschichte steht nämlich nicht die physikalische Frage von Kraft und Gegenkraft, sondern die geistige Frage des Selbst-Könnens... Nun ja, streng genommen verschiebe ich die Fragestellung freilich philosophisch dorthin, weil ich damit die (tatsächlich auf die Schwerkraft bezogene) Münchhausen-Aufschneiderei aufhebe.
Das Selbst, das neuzeitliche Ich wird damit zum Rätsel, weil nun die Frage im Raum steht, ob und wie das menschliche Ich sich selbst übersteigen könne? Parallel zu dieser jetzt auftretenden Frage hatte ich seit dem Abschnitt 5 en passant angefangen, die Freudsche Ich-Dreiheit (Es - Ich - Über-Ich) zu "bearbeiten", und sie wird später dann noch "zusammengesehen" mit der neuzeitlich resultierten Ich-Gott-Zweiheit: Unsere sichere, moderne Ich-Selbstgewissheit soll also durch mein Fragen Auflösungserscheinungen zeitigen. Es handelt sich hier aber um echte Fragen, die ich stelle, und ich will mich hüten zu behaupten, hier zu einer Lösung gekommen zu sein: wichtig ist mir das (philosophische) Aufwerfen der Fragen als solcher.
Im weiteren Verlaufe ergibt sich nun eine Zweigleisigkeit der Weltbetrachtung, die in ihrem Unentschiedensein aufrecht erhalten bleiben soll: Man kann das Universum materialistisch ansehen, man kann es aber auch spiritualistisch ansehen. Da unsere Gegenwart in der Materialismus-Sicht bereits zu ersticken droht, liegt mein Schwerpunkt nun darauf, die Möglichkeit einer spiritualistischen Sichtung der Dinge - als echt vorhandene, reale Alternative - aufrecht zu erhalten.
Die Schwerkraft-Perspektivik, wie sie sich im Münchhausen-Bild zeigt, wird nun in Abschnitt 10 zum Anlass der Frage, ob sie nicht in unserer wissenschaftlichen Denkweise erhalten geblieben sei? Wissenschaftliche Theorien gehen aus von Prämissen oder Axiomen, gleichsam als ihrem festen Untergrund - analog zu den Säulen, die einstmals im geozentrischen Weltbild als fester und sicherer Untergrund der Erde gedacht worden waren: Kann das richtig und zeitgemäß sein? Wir stellen ein wissenschaftliches System vor als ein "Gedankengebäude", und Gebäude werden von unten nach oben errichtet, um Stabilität und Tragfähigkeit zu besitzen. Im analogen Sinn sollen auch die Axiome die Tragfähigkeit der Wissenschaft gewährleisten? Dem stehen nun gegenüber die Erfahrungen der modernen Physik, auch der Raumfahrt: Im Kosmos hat die Schwerkraft keine Gültigkeit, vielmehr muss - im Zusammensehen von kosmischen Massen (wie Sternen oder Planeten) - angemessener von Gravitation gesprochen werden, und indem diese Anziehungskräfte in der Entfernung nachlassen, kommt ein "Raum der Schwerelosigkeit" in Betracht, in welchem ein "Gebäudedenken" nicht mehr möglich und auch nicht mehr angemessen ist. So fragt sich, ob unsere Wissenschaft nicht längst hätte zu einer anderen, neuartigen Denkweise übergehen müssen, indem wissenschaftliche Systeme (die ja auch eine kosmische Relevanz behaupten wollen) eher dem Bau einer Raumstation entsprechen müssten, so dass von (dem Kosmos angemessenen) "Gedankenraumstationen" zu sprechen wäre (statt von dem Irdischen angemessenen "Gedankengebäuden"), deren "neue Tragfähigkeit" darin bestünde, dass die Teile sich gegenseitig anziehen und stützen, analog zu den Planeten unseres Sonnensystems? Und verfolgt man diese neuartige Denkweise weiter, so wäre die frühere "harte Prämisse" vielleicht zu ersetzen durch eine Wissenschaftsbegrifflichkeit, die sich in sich selbst nur dadurch einspielen kann, dass die Begriffe selbst an Elastizität gewinnen und es nun auf eine gegenseitige "Beeindruckbarkeit" unserer Begriffe, auf ihre Ergänzungs- oder Korrespondenzfähigkeit ankomme (Gravitation der Begriffe)?
Ich muss hier anmerken, dass
dieser Gedanke nicht von mir stammt, sondern von einem anderen
Autoren (vor ca. 100 Jahren), der als "Denker" völlig
unzureichend gesehen wäre. Ich will ihn hier noch nicht
benennen, weil dies den Gedankengang und -verlauf gravierend
stören würde. Trotzdem mache ich hier schon diese Anmerkung,
weil ich sein "geistiges Eigentum" respektieren und ich mich
nicht mit fremden Federn schmücken möchte. Die Tatsache, dass
dieser wichtige Gedanke quasi geistesgeschichtlich
verlorengegangen ist, erklärt sich daraus, dass der besagte
"Denker" faktisch als "wissenschaftsuntauglich" gilt, so dass
es gleichsam zum guten Ton unserer Wissenschaft gehört, ihn -
na ja - unter den Tisch fallen zu lassen. - Im Verlaufe dieser
Einleitung freilich kann man dann doch schon erschließen, um
wen es sich handelt, und an der entsprechenden Textstelle des
zweiten Menüpunktes benenne ich ihn und den Fundort in seinem
Werk ausdrücklich.
Gegen Ende dieses (anstrengend langen, na ja, zermürbenden) Abschnittes, der zunehmend den "irdischen Boden" verlässt, ins "Wolkig-Schwerelose des Kosmos" hinausstrebt und sich in jener kantisch beanstandeten "Willkür metaphysischer Beliebigkeit" zu verlieren scheint, ziehe ich dann einen "Schlussstrich" unter die vorgeführte Gedankenspekulation, die die Sicherheit und Tragfähigkeit unserer Wissenschaft aufzuheben drohte. Und ich versuche nun nochmals "neu und realistisch" anzusetzen, als wolle ich nun unsere Wissenschaft in ihrer "bodenständigen" (sprich: "realistischen") Herangehensweise an die Dinge bestätigen.
Allerdings ist diese - angebliche - Absicht bereits in der Überschrift des Abschnittes 11 als nicht-zutreffend erkennbar: "Muss unsere Wissenschaft fürchten, überholt zu werden?" Und da ich mich - zusammen mit meiner Leserschaft - auf philosophische Wege begeben habe (die von den Wegen der Wissenschaft bereits abgegrenzt wurden), kann die Fragenbeantwortung bereits implizit erschlossen werden, so dass anzunehmen sei, es werde nun ein weiterer Eulenspiegel-Streich folgen.
Prinzipiell wird wiederum von einem Bild ausgegangen, im Anschluss an die objektive Sichtung unserer Wissenschaft als eines riesigen Forschungs-Unternehmens, an welchem zahlreiche Wissenschaftler beteiligt sind, die rastlos damit beschäftigt sind, unzählige Beiträge zu dieser gigantischen Wissenschaft zu leisten. Der Fleiß der Wissenschaftler ist vegleichbar der Emsigkeit der Ameisen, und so soll es nun um einen Vergleich "Wissenschaftler - Ameisen" gehen. Und es zeigt sich sehr schnell, dass unsere Wissenschaftler hinter der Effektivität des Ameisenverhaltens weit zurückbleiben, was allerdings vor allem daran liegt, dass sich die Verfahrensweise in der Wissenschaft um ein Vielfaches komplexer und komplizierter gestaltet, als bei den Ameisen: Beide wollen einen Schatz heben, die Ameisen physische Nahrung (um zu überleben), die Wissenschaftler geistige Nahrung (in Form von Erkenntnissen, um sich zu bilden, oder auch: um das Universum oder Sein zu ergründen, oder auch nur: um Ruhm zu erwerben oder um, oder um, oder um).
Im näheren Vergleich können wir die Effektivität der Ameisen am Entstehen sog. Ameisenstraßen erkennen, die zeigen, wie alle Ameisen sich zu ein und demselben Ziel zusammenschließen - und auf diese Weise ihr Ziel der Schatz-Hebung auch tatsächlich erreichen. Bei den Wissenschaftlern ist dies allein schon dadurch problematisch, dass kein einheitlicher Schatz-Begriff besteht, indem beispielsweise dasjenige, was ein Physiker als "wertvolle Erkenntnis" betrachtet, sich dem Biologen entzieht, weil dieser sich in einer ganz anderen "Sprache" und "Kommunikations- und Forschungssituation" befindet und daher im Grunde genommen auch ganz andere Schätze sucht, so dass diese unsere "die Wissenschaft" an einem pluralen Forschungs-Egoismus oder auch multiplen Interessens-Egozentrismus zu kranken scheint.
Hier möchte ich noch eine Assoziation vorwegnehmen, die im Gesamtgedankengang eine Rolle spielt, aber dann nicht näher expliziert wird, obwohl ich sie trotzdem für zutreffend halte. Die Prolog-Ouvertüre wird bereits zeigen, dass ich der Bibel ein (geistig relevantes) Gewicht beimesse, entgegen allem Anschein in unserer Gegenwart. Und das effektive Ameisenstraßen-Bild, dessen Transfer unserer Wissenschaft offensichtlich misslingt (bzw. auf welche Idee sie gar nicht erst kommt), kann man in der Offenbarung des Johannes wiederfinden oder identifizieren in der Aussage:
"Und die Stadt bedarf keiner
Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die
Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das
Lamm. Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht;
und die Könige auf
Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen. Und ihre
Tore werden nicht verschlossen am Tage; denn da wird keine
Nacht sein. Und man
wird die Herrlichkeit und die Ehre der Völker in sie
bringen." (Offb. 21,23-26; Herv. v. Verf.)
Lutherbibel, revidiert
2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft,
Stuttgart, externer Link: https://www.bibleserver.com/LUT/Offenbarung21,
abgegriffen am 30.03.2024
Diese "Herrlichkeit" und "Ehre" sind die Erkenntnis-Errungenschaften, und die "Könige der Erde" sind die "neuen Autoritäten" des Menschen in der Moderne, also die (herausragenden) Wissenschaftler. Vielleicht sollte sich unsere Wissenschaft ja die Ameisen zum Vorbild nehmen? Sie könnte ja immerhin einmal bei "ihren" Zoologen nachfragen, ob die (unwichtigen) Ameisen irgendetwas von Bedeutung zu ihrer eigenen ("schwergewichtigen" und "hochbedeutsamen") Aufgabe beizutragen haben, etwas, das "analog fruchtbar gemacht" werden könnte...?
Es wird jetzt absehbar, dass unsere Wissenschaften aus sich selbst heraus ihr eigenes Wissen nicht zusammensehen können, so dass es einer sie alle umfassenden Forschungsrichtung bedürfte, die heute das leistete, was die Philosophie selbst in früheren Zeiten noch bewältigen konnte, wie es zumindest ein Hegel in seiner "Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften" noch versuchte. Und es zeigt sich folgende Problematik: Die Einzelwissenschaften waren ursprünglich aus der Philosophie hervorgegangen, kamen in ihrer Einzelforschung rasch und gut voran, so dass es für die Philosophie selbst (spätestens seit Kant) neidvoll-erstrebenswert wurde, selbst auch zu einer Wissenschaft zu werden. Und sie will es bis heute sein, weil die Einzelwissenschaften ihr, was die Wissenserzeugung betrifft, den Rang abliefen und sie hinter sich ließen, so dass die Philosophie für sich selbst hier immer noch einen Nachholbedarf sieht und in ihr immer noch Wert auf Wissenschaftlichkeit gelegt wird, damit auch sie endlich zu einem "gesicherten Wissens-Bündel" kommen kann, wie alle Einzelwissenschaften, und es nicht beim lose geschnürten (Spruchweisheits-)Reisig bleibt, der, sobald man ihn systematisch auf- und zusammennehmen will, auseinanderfällt?
Und damit hat unsere Wissenschaft etwas "geschafft", was sie niemals wollte und was wohl auch niemand für möglich gehalten hat: Sie hat sich selbst von ihrer eigenen Lösungsmöglichkeit abgeschnitten, indem diejenige Forschungsrichtung des Menschen, die die Problemlösung eigentlich leisten können sollte, die Philosophie, sich selbst auch auf die (falsche) "Seite der Wissenschaften" geschlagen hat, so dass für die Problemlösung einer Wissenszusammenführung (und Schatzeinholung) nichts und niemand mehr zur Verfügung steht...
Wichtig gewesen innerhalb der Wissenschaften wäre insbesondere, dass Schwellenerkenntnisse des Weltwissens, die hie und da innerhalb der Einzelwissenschaften zum Vorschein kommen resp. kamen, von allen Einzelwissenschaften aufgegriffen und als höherwertige Neugrundlage der Wissenschaft allgemein mitgemacht worden wären. Da unsere Wissenschaft aber nach dem Prinzip der Arbeitsteilung organisiert zu sein scheint, ist dies nicht der Fall. Und so werden Neuerkenntnisse wiederum den Einzelwissenschaften als Neuaufgabe ihrer selbst übergeben, beispielsweise die Psychoanalyse und Tiefenpsychologie der Psychologie, obwohl die Freudsche Neusichtung des Menschen, durch welche der menschlichen Ratio ein Unbewusstes und ein Über-Ich zur Seite gestellt wurden, erhebliche Auswirkungen auf den gesamten Reflexionsprozess des Menschen hat - und somit auch auf den Reflexionsprozess aller Wissenschaften, nicht nur auf den der Psychologie.
Und man kann sich die unzulängliche Verfahrensweise unserer Wissenschaft deutlich machen durch eine Rückprojektion der Entdeckung des Kopernikus, denn es käme folgende Aussage oder Handlungsanweisung unserer Wissenschaft heraus: "Du, Astronom, verfolgst uns die Heliozentrik weiter, und wir Anderen behalten zwischenzeitlich die Geozentrik als das Wahre bei."
Aus diesem Grund muss konstatiert werden, dass unsere Wissenschaft spätestens seit Sigmund Freud hinter sich selbst zurückgeblieben ist, denn sie benimmt sich ja immer noch (weitgehend) als Ratio-Wissenschaft, als könne vernachlässigt werden, dass die in ihr tätigen Menschen ein Unbewusstes und ein Über-Ich haben, welches genau dann, wenn es übergangen oder als irrelevant vernachlässigt wird, fatale Wissenschaftsfolgen haben kann. Ist es nicht so, in unserer "kompetenten" Wissenschaft: Ein etwaiges "Unbewusstes" und etwaiges "Über-Ich" unserer Ratio-Forscher spielt in ihrer Forschung keinerlei Rolle, weil ihr Gegenstand nicht die Psychologie ist...?! Mit anderen Worten, unsere Wissenschaft verhält sich nach folgendem Naivitäts-Standpunkt: Wenn ich einen Sehfehler habe und (statt zum Augenarzt) zum Podologen gehe: Fällt dann mein Sehfehler nicht nur nicht auf, sondern er ist auch gleichsam gar nicht vorhanden - unter Gleichgesinnten, die sich alle dann gegenseitig ihres "Klarblickes" versichern können, analog zu den platonischen Schatten-Wissenschaftlern?
Man könnte nun vermuten, im letzten Abschnitt 12 würden die angesammelten Einzel-Erkenntnisse des Menüpunktes 2 lediglich nochmals zusammengefasst. So ist es aber nicht, vielmehr wird nochmals weitergefragt - jetzt eben freud'schisch - nach dem Selbstbild unserer Wissenschaft. Und als Selbstverständnis unserer Wissenschaft setze ich hier hypothetisch an: "Die Wissenschaft ist das Höchste und Beste, was menschlicher Geist aus sich selbst heraus hervorbringen kann." Dass diese Selbstsicht falsch ist, oder vielmehr: als falsch betrachtet werden müsste, wurde durch die mehrfache Kritik offenbar, die an unserer Wissenschaft geübt werden kann, wie z.B. dass sie nicht bemerkt habe, dass sie die Geozentrik (Schwerkraft) in ihrer Denkweise beibehalten habe; dass sie nicht erkannt hat, dass sie aufgrund des Arbeitsteilungsprinzipes (und aufgrund ihrer Geringschätzung der Philosophie bzw. aufgrund des Sich-selbst-Missverstehens der Philosophie) ihr Erkenntnis- oder Schatzhebungs-Ziel nicht mehr erreichen kann bzw. aus dem Auge verloren hat (was Ameisen sich nicht leisten können, Wissenschaftler schon); dass sie Schwellenerkenntnisse, die sie selbst hervorbrachte, selbst nicht mehr mitmache und daher hinter sich selbst zurückbleibe.
Das schlimmste Fehlverhalten scheint mir aber dies zu sein, dass sie sich selbst für die höchstentwickelte Form des menschlichen Geistes hält und daher alle von ihr selbst abweichende Geist-Aktivierung des Menschen als minderwertige Formen sich selbst unterordnet. Diese Geist-Aktivierungen werden zusammengefasst in Termini wie "Grenzwissenschaft", "Pseudowissenschaft", "Kryptowissenschaft", wobei diese Termini den Anschein erwecken, unsere Wissenschaft würde das Wesentliche im Wesentlichen in sich fassen (zumindest das seriös Mögliche), und sonstige Geist-Aktivierungen versuchten lediglich "unzulässige Grenzüberschreitungen" (ein Folge-Fehl-Begriff des allgemeinen Kant-Fehl-Glaubens), indem sie noch "ein bisschen am Unerkennbaren kratzen", was - aus wissenschaftsinterner Sicht - selbstverständlich unerheblich und letztlich unbrauchbar bleiben muss.
"Pseudowissenschaft" scheint ein Hüllwort zu sein, sozusagen ein wissenschaftlicher, vielleicht aber auch nur populärwissenschaftlicher Negations-Euphemismus, den irgendjemand erfunden hat und gebraucht, vielleicht, um sich selbst "obenauf" "wissen" zu können, vielleicht aber auch, um "wissenschaftlich manipulieren" zu können (vgl. die "beweiskräftige" Bezugnahme auf "Forschung" in der Werbung)? Oder: Der Begriff wird doch wohl nicht selbst eine pseudowissenschaftliche Erfindung und lügenhafter Kunstgriff sein, mit welcher Pseudowissenschaftliches als Wissenschaft ausgegeben und in ihren (wissenschaftlichen) Reihen versteckt werden soll?
Wo ist unsere Gutgläubigkeit geblieben? Und welches wäre nun der rechte, kritische Umgang mit der uns - wohl oder übel - gewordenen Schlechtgläubigkeit...?
Und damit komme nun ich selbst, der Betreiber dieser Website, als ich selbst ins Spiel: Ich habe nämlich die Wege unserer Wissenschaft zwar zur Kenntnis genommen, bin sie aber nicht mitgegangen, sondern habe es vorgezogen, eigene Wege zu gehen und ein eigenständiges Denken zu entwickeln. Hierbei ist jetzt erkennbar, dass ich möglicherweise Wissenschaftsschritte nachvollziehen konnte, die unsere Wissenschaft unterlassen hat, obwohl sie sie hätte tun müssen, aber nicht tun konnte, indem sie gewissermaßen "selbst-blind" geworden ist, unfähig, sich in sich selbst zu erkennen und recht zu beurteilen? Die (sich selbst recht verstehende) Philosophie kann das "Selbst der Wissenschaft" überblicken, aber nur dann, wenn sie nicht sich selbst mit ihr verwechselt, sondern den "Unterschied der (ganzheitlich orientierten) Existenz" erkennt und wahrt.
Damit bin ich beim dritten und letzten Menüpunkt angelangt.
3. ABC-Versuch einer
neuen
Wahrnehmung des Alten Seins, aus der
angenommenen
Misere-Situation unserer Gegenwart der Moderne
heraus
Die Komplexität der Überschrift zeigt an, dass nun sozusagen in die Vollen gegangen werden soll. Der Titel ist Programm, in Frage steht eine neue gesellschaftliche Schwellenerkenntnis und sogar ein menschheitlicher Schwellenübertritt.
Ich gebe nun die Quintessenz meines - über Jahrzehnte hinweg im "Abseits" gewachsenen - philosophischen Denkens und stelle dieses zugleich zur Disposition, was in einem krassen Sinn zu verstehen ist, weil ich in Person mit meinem Erkennen in einer ungewöhnlichen Weise verschlungen bin, wie ich glaube, und wie dann unter dem Terminus "neue Wahrnehmung" näher ausgeführt werden wird.
Lektürebegleitend scheint
mir die - allgemeingültige - Fragestellung angebracht, ob nicht
so Einiges, was wir als "bewusste Erwachsenen-Erkenntnis" an
uns selbst zu fassen bekommen, nicht schon in unseren
"unbewussten Kindheitserlebnissen" grundgelegt gewesen sein
könnte? Mancherlei Szenerien aus meinem Leben gebe ich wieder,
die man dann im Blick auf diese gesamtphilosophischen
Äußerungen hier entsprechend abwägen kann. Insbesondere unter
I. SCHLUSS erinnere man sich an diese Aussage, und ich will
jetzt schon zwei Beispiele anführen, die ich im Schluss
nicht mehr demgemäß expliziere, lediglich noch
literarisch zur Darstellung bringe, so dass es Leser
und Leserin freigestellt sein wird, entsprechende Assoziationen
zu fassen oder auch nicht:
1) Schwimmen habe ich in der
Donau gelernt, und es war für mich ein bewusstes Erlebnis: Der
Auftrieb der Strömung hielt mich oben, und das Unten des
Grundes spielte überhaupt keine Rolle mehr - nun die
"Übersetzung ins Erwachsenen-Denken": Meine Erkenntnis, dass
das "Gebäude-Denken" ersetzt werden müsse durch ein
"Raumstation-Denken".
2) Es wurde mir - aufgrund
meines Lebensweges - notwendig, Geige zu lernen. Mit diesem
Instrument (innerhalb meiner Familie ein Novum) kam ich mehr
schlecht als gut zurecht, und so resultierte mir daraus eine
(latent bleibende) mich tagtäglich quälende Erkenntnisfrage:
Wie ist es möglich, dass die Geige beim Spiel eine "Stabilität"
haben kann, so dass ein "freies Geigenspiel" möglich wird, ohne
Gefahr?; ohne dass sich der Spieler durch das (mit Kinn,
Schulter und linker Hand zu stützende) Instrument in seiner
Freibeweglichkeit und Instrumenthandhabung eingeschränkt sieht?
Nun die "Übersetzung ins Erwachsenen-Denken": Gibt es
vielleicht etwas wie einen "Halt an sich", nicht nur
physikalisch, sondern auch existenziell, selbst heute noch in
der Moderne (obgleich das alte Stehen im Sein verlorengegangen
ist, nämlich, sich fest und gut eingefügt zu wissen zwischen
Himmel und Erde)? Eine solche "freischwebend in der Ordnug
befindliche Existenzgrundhaltung" habe ich zudem in der frühen
Kindheit an einem Anderen (einer Zufalls-Person, einem
Nachbars-Bauern) "wahrgenommen", und zugleich war der
Entschluss in mir vorhanden, eine solche Existenz-Freiheit für
mich selbst wiederzufinden.
Am Ende steht die (offen gelassene) Frage, ob ich selbst "krank" oder "gesund" zu nennen sei. Die Prolog-Ouvertüre fühlt dem mit der Thematisierung Hölderlins bereits vor, mit der Vermutung (oder auch Hoffnung), die eigentliche "Erkrankung" liege in Wahrheit vielleicht doch nicht auf meiner Seite?
Nach meiner Selbsteinschätzung habe ich mir im Laufe der Jahre und Jahrzehnte einen "Raum des Geistes" aufgetan oder auch angeeignet, den ich zu Beginn des zweiten Menüpunktes bereits als "Lösungs-Weite im eigenen Geiste" beschrieb. Ich meine, eine gewisse Souveränität oder auch Freiheit hinsichtlich des menschlich-menschheitlichen Erkenntnisvorgangs erlangt zu haben, und so praktiziere ich nun das, was die Literaturwissenschaft "auktoriale Erzählperspektive" nennt: Ich werfe nicht nur wichtige (und ungewöhnliche) Fragen auf, sondern kann sie dann auch beantworten, soll heißen: Ich meine, eine Reihe von menschlichen Irrtumsmöglichkeiten erfolgreich durchlaufen zu haben, und ich kann die entsprechenden Erkenntnis- oder Richtigstellungs-Prozesse dann auch vorführen. Insofern kann gesagt werden, ich führe innerhalb des dargestellten Erkenntnis-Geschehens die Regie, soll heißen: Ich entscheide, wann welche Fragen aufgeworfen (und beantwortet) werden, und ganz am Schluss muss ich sogar offenlassen, ob eine bestimmte Idee, die ich fasse, - Gott oder das Sein selbst betreffend -, überhaupt mitzuteilen sei oder besser von mir verschwiegen worden wäre...
Das Ganze entbehrt nicht einer inneren Systematik, die nach und nach auch auf eine "Spitze" zuläuft, die aber nicht abstrakt-theoretisch zu verstehen ist, sondern ganz konkret-geistesgeschichtlich, insbesondere auch kirchengeschichtlich-gesellschaftlich, denn dies scheint mir unausweichlich: eine notwendige und unverzichtbare Anforderung unserer Zeit und Gegenwart. Es bleibt auf dieser Website insofern "spannend", wird vielleicht sogar "gesellschaftlich rumorend-brodelnd".
Entsprechend ist es meine Methodik, Leserin und Leser in den Erkenntnisprozess selbst mithineinzunehmen, weshalb ich zunächst einmal sogar schon das bloße Inhaltsverzeichnis dieses dritten Menüpunktes nicht offenlegen will, und so steht am Anfang eine "Vorbemerkung zum Inhaltsverzeichnis", weil dieses nämlich im Verlaufe des umfangreichen Gedankenganges peu a peu entrollt werden wird, wodurch wir inmitten des Erkenntnisprozesses verbleiben, so dass etappenweise im Nachhinein auf das zurückgeblickt werden kann, was schon offengelegt bzw. gemeinsam durchlaufen ist.
Ich greife jetzt gewissermaßen auf die Gesamtpalette unserer (weitgehend) europäischen Geistesgeschichte zu – aus meiner subjektiv-individuellen Rezeptions-Warte - und spiele zugleich ansatzweise verschiedene Einzelwissenschaften durch (vgl. die im Menüpunkt 2 genannte Schwerkraftproblematik und Schwerelosigkeit der Physik, in Verbindung mit der Suche nach einer neuen, wissenschaftlich angemessenen Denkweise), ohne jeglichen Vollständigkeits- oder auch Kompetenzanspruch, bin ich doch selbst kein Akademiker und Wissenschaftler geworden, so dass meine Ansichten grundsätzlich keinerlei "wissenschaftliches Gewicht" haben. Und trotzdem bin ich der Meinung, meine (philosophischen, dann auch theologischen) Gedanken seien zu gebrauchen und auch für unsere Wissenschaft (und Kirche) von Wert, um nicht zu sagen: von allergrößtem Wert.
Die einzelnen Abschnitte sind zumeist mit Leitfragen verbunden, die als Neben-Überschriften fungieren. Die Einleitung beispielsweise greift meine Hauptproblematik „Philosophie – Wissenschaften“ auf, nun mit der auf Kant Bezug nehmenden Frage: „Braucht die Philosophie auch eine Wissenschaftsform oder sollten vielmehr unsere Wissenschaften sich zur Philosophie reformieren?“ Man sieht, die Reflexionen der Menüpunkte 1 und 2 sind in die Fragestellung nun selbst eingegangen, und die Frage enthält jetzt eine herausfordernde Wendung in der Themenbehandlung, die ihrerseits an den „Ausgang“ des zweiten Menüpunktes anknüpft, der m.E. das Selbstverständnis unserer Wissenschaft als "Geistesspitze der Menschheit und Gegenwart" problematisiert, also in Frage stellt. Wir gehen ja heute wie selbstverständlich davon aus, unsere Intelligenz und Intellektualität sei gebündelt in der Wissenschaft versammelt (oder ihr zumindest geistig angegliedert), aber: Ist das denn so? Was ist dann mit denen, die solches irdische Selbstverständnis menschlichen Denkens und Geistes - kosmisch gesehen (aus einem übergreifenden Geistwelt-Horizont heraus) - für überheblich halten und gar nicht erst mitmachen wollen?
Im Hintergrund steht hier immer die Frage, ob das Universum materialistisch richtig angesehen wird, oder ob es nicht richtiger spiritualistisch anzusehen wäre? Im Spiritualismus-Fall können wir davon ausgehen, dass unser Glaube an unsere Souveränität und Herrschaftlichkeit eine "höhere Illusion" ist, weil wir unter einer "Höheren Leitung" stehen, die sich selbst vor uns vielleicht nur ganz bewusst "zurückgenommen" hat und die uns aus diesem ihrem "Verschwundensein" nun "heimlich" Erkenntnis gewähren oder auch vorenthalten kann. Dieser Fragenkomplex wird dann auch näher aufgeworfen (vgl. Leitfrage 8, siehe unten).
Man sieht an dieser Fragestellung, dass und wie rein philosophisches Denken nicht bei und in sich selbst bleiben kann, sondern unweigerlich ins Theologische und dann auch Glaubensmäßige hineindringen und übergehen muss, indem die unbewusst bestehende (Aufklärungs-)Prämisse, das menschliche Denken sei im Kosmos alleine gelassen und gänzlich auf sich selbst gestellt, in Frage und Zweifelhaftigkeit kommt, in eine Instabilität und Wankelmütigkeit, die womöglich Voraussetzung und Grundlage zu einer höheren Selbst-Gewissheit werden kann und werden wird?
Besonderheit dieses dritten Anlaufversuches, um unseres Seins und unserer selbst Herr zu werden, ist, dass nun auf die Sprache, auf unser eigenes Sprechen, wie es sich in unsere moderne Begrifflichkeit und Weltwahrnehmung herausgestaltet hat, näher geachtet wird. Und deshalb ist der Text dieses Menüpunktes sprachgeleitet. Die unterstrichenen Termini bilden die Abschnitts-Überschriften, und zwar in einer gewissen Reihung, die – abgesehen von Einleitung und Schluss - mit der „Moderne“ beginnt und mit dem „ABC-Versuch“ endet, ohne jedoch ein beabsichtigter "Rückwärtslauf" des Titels oder auch unserer Geistesgeschichte zu sein.
Das Denken dieser Website klingt somit dort aus, wo des Menschen Eigendenken erst so richtig beginnt, mit dem Erlernen des ABCs bei Schuleintritt, womit auch zum Ausdruck gebracht sei, dass wir dort, wo es ans Erkennen geht, eigentlich immer noch Stammelnde und Stotternde sind, die ihr Metier alles andere als souverän im Griff haben. Angemerkt sei, dass ich auch mich selbst - trotz auktorialer Erzählperspektive - im Rahmen meiner Eigendefinition der Philosophie sehe, die in der (dortigen) Einleitung gegeben wird und die als einen Hauptpunkt in sich enthält, dass die Philosophie resp. philosophisches Denken einen spezifischen "Aufenthaltsraum" habe, nämlich denjenigen "zwischen Urteilsenthaltung und Urteil" (vgl. das Motto der Website). Zur Veranschaulichung können wir das Pflanzendasein heranziehen: Die Pflanze treibt aus sich Blatt um Blatt hervor, gestaltet hierbei zugleich ihren Stängel, und wenn sie dann zur Blüte kommt und wird, stellt sie ihr prinzipielles Verhalten, sich dem Licht zuzubewegen, nicht ein, sondern sie behält es bei. Analog kann der zur Wahrheit strebende Mensch seine "Ausrichtung auf das Lichte" nicht einstellen, wenn er Wissen erlangt hat (oder erlangt zu haben glaubt), sondern er behält diese Ausrichtung bei, denn es spielt dann gar keine Rolle mehr, ob sich weitere Erkenntnis einstellen wird oder nicht. Vielmehr ist durch die Beibehaltung der Ausrichtung auf das Lichte gewährleistet, dass noch weitergehende Erkenntnis kommen könnte, aber eben nicht mehr kommen muss, sofern "die Wahrheit" schon erreicht sein sollte. Für dieses geistige Verhalten möchte ich den aristotelischen Begriff der Entelechie (en-tel-echie = sein Ziel in sich haben) heranziehen, der - aktualisiert und "transferiert" - zum (existenziellen) Im-Ziel-Stehen wird: Die Pflanzen stehen im Blühen im Ziel, und der Mensch kann und soll das von ihnen lernen.
Wahrhafte "Bildung" ist erst dann erreicht, wenn Mensch und Menschheit "existenziell im Ziel stehen", in einer festen, stabilen, sicheren "Ausrichtung auf das Sein", so dass sie - fortan - ein "ewiges Bleiben" haben werden, gleichgültig, was auch immer ihnen - im Werden stehend - widerfahren wird. Sie werden "ihre Mitte" gefunden haben und werden sie nicht wieder verlieren können - man merke sich diese Formulierung, sie "kehrt" an späterer Stelle "biblisch wieder".
Und so soll am Ende dort herausgekommen werden, wo wir im Prinzip schon immer und jederzeit stehen, in unserer Existenz als Menschen, mit dem feinen Unterschied, dass wir uns nun innerlich lösen konnten von vielerlei Vor- oder Falschurteilen, mit denen wir unbewusst umgeben sind und die uns daran hinderten, einen freien Blick auf das Universum zu haben: ein freies Stehen im Sein, welches sich der Wahrung des Wesens der Philosophie verdankt - nämlich der Urteilsverzögerung im gleichzeitigen dauerhaften Hinstreben zum Urteil. Man denke hier an Heideggers Begriff der "Lichtung des Seins", der selbstverständlich nur in einem analogen Sinn zu nehmen ist, weil das Heidegger-Denken nun einmal das Heidegger-Denken ist und bleibt (Diese Anmerkung gilt möglicherweise in Bezug auf jeglichen Begriff, den man aus dem Denken eines Anderen entlehnt).
Wesentliches habe ich noch gar nicht zur Sprache gebracht, doch möchte ich diese Einleitung auch nicht zu lange gestalten. Daher liste ich nun noch einige der insgesamt 36 Leitfragen, und zwar in der Abschnitts- und Termini-Zuordnung:
A. Einleitung
1. Braucht die Philosophie auch eine Wissenschaftsform oder sollten vielmehr unsere Wissenschaften sich zur Philosophie reformieren?
B. Moderne
3. Warum überblicken wir unsere eigene Geschichte nicht?
C. Altes Sein
4. Sind wir in unsere eigene Geschichte geistesgeschichtlich erst eingetreten?
D. Gegenwart
6. Mit der "Gegenwart" sind wir ins Zentrum der Seinsveränderung gelangt
E. Angenommene Misere-Situation
8. Beruht unsere Isolationssituation auf einer kosmischen Interaktion mit uns?
F. Unser
9. Warum lebt die Menschheit nicht in ihrer Idee?
10. Sind wir werdende Geistwesen mit noch schlechter Selbstwahrnehmung?
13. In der Religion wird Gott vom Menschen nicht sein gelassen
G. Neue Wahrnehmung
17. Rechenprobe "Geburtshorsokop": Nachweis einer kontinuierlichen Verbindung des Unten mit dem Oben?
H. ABC-Versuch
22. Die Philosophie suchte nach der verlorenen Weisheit, anstatt deren Verloren sein zu ergründen
24. Europäische Entkolonialisierung (Genesis 1) und menschheitliche Entnominalisierung (Genesis 2)
I. Schluss
28. Das Rufen des Geistes - hindurch durch seinen Verruf
31. Das Soziale muss zum Chorgesang werden
32. Warum ich mein Buch nicht mehr "ordnungsgemäß" zu Ende schreiben kann
33. Das letzte Buch unseres Buches enthält unseren Geschichtsweg
35. Warum verweigert Jesus seinem "Felsen Petrus" die Kommunikation?
Nur zu Leitfrage 32 sei noch angemerkt, dass ich mir in meinem Leben vornahm, nur genau ein Buch zu schreiben, an dem ich seit 1998 arbeite und das nach 30 Jahren Schreibzeit fertiggestellt sein sollte (2028). Aufgrund meiner Anthroposophie-Lektüre, die einen notwendigen geistesgeschichtlich-gesellschaftlichen Handlungs-Zeitpunkt festsetzt, der "früher" liegt als mein 2028 und der m.E. auch als welt- und heilsgeschichtlicher Kairos verstanden werden muss, in dem sich die Zu-kunft der Menschheit ent-scheiden wird, kann ich mir nicht mehr die (subjektive) Zeit für meine (subjektive) Buchfertigstellung nehmen. Und so habe ich die Arbeit daran abgebrochen, wenigstens vorläufig ausgesetzt, habe stattdessen eine Zusammenfassung erstellt, die dasjenige enthält, was ich bislang habe (bzw. zu haben glaube), obwohl ich mir selbst noch viel mehr Klarheit meinerseits gewünscht hätte, bevor ich auch nur Irgendetwas an die Öffentlichkeit gebe. Aber ich befinde mich in einem ganz natürlichen Dilemma, das wohl Jeder und Jede kennt: Die Zeit (auch meine Lebenszeit) verstreicht, und wenn ich zu lange warte und zögere, rinnen mir meine eigenen Handlungsmöglichkeiten durch die Finger (vgl. Mt. 24,17f par Mk. 13,15f). Und so ist nun dieses Bisherige in den Menüpunkt 3 geflossen.
Die Menüpunkte sind also in umgekehrter Reihenfolge entstanden. Deshalb wird man erkennen können, dass ich im 3. Menüpunkt erst lerne, in eine doppelte Richtung zu blicken, soll heißen, einerseits meine bewussten Gedanken zu entwickeln, dann aber auch Gedanken-Verlängerungen ins Unbewusste und Über-Ich hinein auszuziehen. Denn im 2. Menüpunkt mache ich diese Unterscheidung dann auch äußerlich im Text sichtbar, indem ich solche Gedanken-Verlängerungen in kleinerer Schriftgröße anfüge (zumindest hin und wieder), so dass Leser und Leserin unmittelbar mitverfolgen können, wo Übergänge des Denkens vom Bewussten zum Unbewussten liegen bzw. stattfinden, ohne dass unsere Aufmerksamkeit dies "normalerweise" klar registrierte.
Dann raffte ich mein Denk-Kompendium (des 3. Menüpunktes) in einen 50-Seiten-Text zusammen, woraus der Menüpunkt 2 hervorging. Und diesen dann nochmals auf die 5 Seiten des 1. Menüpunktes, folgend einer Web-Info, die ich eingeholt hatte: Ein Website-Betreiber bekommt von seiner potenziellen Leserschaft vielleicht 10 Sekunden Zeit, um das Leseinteresse zu wecken. Gelingt es ihm nicht in diesen 10 Sekunden (Es können auch 50 Sekunden sein usw.), so gelingt es gar nicht mehr, und aus dem potenziellen Leser ist ein dauerhafter Nichtleser geworden, der sich anderswo umsieht...
Genau aus diesem Grund der drohenden Gefahr einer allzu schnellen Leser-Abwanderung habe ich auch versucht, mehrfache Einstiegsmöglichkeiten in die Website zu schaffen. Dies betrifft sowohl ihren äußeren Aufbau, indem der Beginn jeder Seite einen gewissen Eröffnungs-Charakter zeigt:
Einleitung -> Website-Dreigliederung +
Thema: Lesemotivation
Prolog -> Schlagzeilen-Beginn: "Auf dieser
Website geht es um keine Sache, sondern um uns
selbst. Es steht nicht gut um uns - die
Menschheit..."
1. Die Philosophie in der Existenzkrise ->
Benennung des Mottos und des Grundproblems
2. Streben nach Erkenntnis -> "Ziel dieser
Website ist..." + Inhaltsübersicht
3. ABC-Versuch -> eingerahmte "Vorbemerkung
zum Inhaltsverzeichnis" + Kapitel-Übersicht + Link
"Gesamtüberblick"
Und zusätzlich ergänzen möchte ich an dieser Stelle die Offerierung thematischer Einstiege, je nachdem, wo man selbst (mit seinem Interesse) herkommt:
Philosophie -> Website-Motto + Menüpunkt
1
Philosophischer Einleitungsteil (unter Menüpunkt 3.1-2)
"Spekulatives" Herangehen an die Vorsokratik (unter Menüpunkt
3.4)
Wissenschaft allgemein -> Menüpunkt 2
Zum Wissenschaftskriterium der Nachprüfbarkeit (3G16, ab
Seitenmitte)
Warum ein "ABC-Versuch"? (3H19, Seitenbeginn)
Theologie -> spezielle eingerahmte
Abschnitte wie "Ich und die Einheitsübersetzung - Anmerkungen
zum Übersetzungsvergleich" (unter 2.10, ab Mitte)
"Ich möchte und muss hier für Luther eine Lanze brechen" (unter
3.36, relativ unten)
zwei neue "Bibel-Lesarten" (unter 3.15, auf Drittel-Höhe): Ein
neuer Blick in die Bibel: Relative Gültigkeit des Wortes
Gottes?
Noch ein neuer Blick in die Bibel: Biblisches Hinaufhören und
In-Sein führt in die Geistwelt
explizit biblisch orientierte Abschnitte 34-36 = I. Schluss
Teil 2 unter "3. ABC-Versuch"
Kunst -> dichterisch: "Prolog. Oder
Ouvertüre" mit einer Thematisierung Hölderlins + eingestreuten
eigenen Versen zur "Sprach-Wiederfindung"
dichterisch: mein "protestantisches Gedicht", ein individueller
Fünfzeiler (unter 3.16)
literarisch: die ersten Kurz-Abschnitte unter I. Schluss Teil 1
= 3.27-31 ("Im Ende liegt der Anfang" bis "Das Soziale muss zum
Chorgesang werden")
Allgemeinbildung -> Diese (hoffentlich gut
verständliche) Einleitung und die ersten Abschnitte des 2.
Menüpunktes
Weitere Zugangsmöglichkeiten kann ich kaum darstellen,
weil sie zu verstreut liegen oder zu spezifisch sind,
z.B.:
Historie -> Warum überblicken wir unsere
eigene Geschichte nicht? (unter 3.3)
(biblische) "Universal-Einbettung" der Menschheitsgeschichte
(unter 3.9): ligio ("Paradies") -> re-ligio (= Raum der
Geschichte) -> ligio ("Reich Gottes")
Hermann-Hesse-Zitate -> über ihn kam ich in
meinen beiden letzten Schuljahren ins philosophische Denken
hinein
Bezugnahme auf geistesgeschichtlich wichtige Personen
bzw. Szenerien wie Thales, Heraklit, Sokrates, Otto I.
der Große, Gregor VII., Kopernikus, Luther, Galilei
Hervorheben/Aufgreifen des Denkens jüdischer
Persönlichkeiten mit deutschen Wurzeln oder Verbindung
nach Deutschland: Freud, Einstein, Kafka, Tucholsky
Die Musik - geistesgeschichtlich betrachtet
über Kirchentonarten, Palestrina, Jean-Baptiste Lully,
Buxtehude, Telemann, Bach, Beethoven, Schubert, Mendelssohn
Bartholdy, Chopin, Wagner
Eingestreute Aphorismen wie z.B. "Die
Menschheit wird zugrunde gehen, zusammen mit einem ganzen
Haufen an Experten."
Mehrere Definitionen des Menschen, z.B. "Der
Mensch ist ein Geistwesen, das sich durch seine eigene Ratio
selbst belügen und betrügen kann."
Vereinzelte Verse wie "Ein jeder Geist tariert
sich selbst
Und Gott und Welt gleich mit."
Evtl. werde ich noch ein Personen- Sach- und
Bibelstellen-Register ergänzen. Es ist meine erste und einzige
Website, und ich habe keine Erfahrung damit, inwiefern
Webseiten auch eine Genese durchlaufen können.
Besonders betonen möchte ich noch meine (vielleicht für mich
persönlich spezifische) Verbindung von Philosophie und
Theologie, auch wiederum durch Rahmung hervorgehoben,
entfaltet aus einer "Exegese" der Perikope 2 Thess. 2,1-12,
unter E. Angenommene Misere-Situation, am Ende von 3.8 (nach
der Mitte der Seite)
Alles in allem bin ich der Meinung, dass jeder Mensch alle Themen in sich trägt, und gerne würde ich das Bewusstsein vermitteln, dass alle zu allen Themen einen Zugang haben können, letztlich wohl auch haben sollen. Denn jedes Individuum hat eine notwendige und wesenhafte Verbindung zum Ganzen des Seins. Und wenn sie nicht (sichtbar) vorhanden ist, so sollte es das Erste und Wichtigste im Leben sein, diese zu suchen und zu finden, also selbst hervorzubringen: die Verbindung seiner selbst...
Mit dieser Website
möchte ich also Leserin und Leser animieren, sich das Ganze des
Seins anzueignen und
selbst in es
(mit)einzugehen, und sich nicht länger mit einem bloßen
Teil desselben zu begnügen, in kümmerlicher, redundanter
Existenz, und damit sozusagen "draußen stehen zu bleiben" (=
ein biblisch begegnender Sachverhalt).
Nach der Dreifach-Raffung (Menüpunkt 3 -> 2 -> 1) stand ich vor der Problematik einer Einleitung, die ja wiederum in einer dreifachen Komprimierungsaufgabe (der Menüpunkte) bestand. Und eine meiner Haupttätigkeiten war nun eine analoge zu derjenigen eines Chefredakteurs, den Artikeln seiner Journalisten gegenüber: wegkürzen, wegkürzen, wegkürzen, wobei sich dort eine einfache Routine eingespielt hat, die ich hier nicht übernehmen und nicht anwenden konnte: Jeder Journalist weiß, dass er in seinem Artikel das Wichtigste und Grundlegende zuerst nennen muss, so dass sich der Artikel nach und nach in Einzelheiten hinein verbreitet oder auch verliert. Durch den "Schiedsspruch des Chefredakteurs" fällt dann der hintere Teil des Artikels soweit weg, bis der Artikel von der Länge her "ins Blatt passt". In einem analogen Sinn muss auf einer Website das Wichtigste zuerst genannt werden, und zwar sozusagen in "Schlagzeilen-Manier", die das Leseinteresse zu wecken versteht. Man kann sich also nicht leisten, erst allmählich in die Gänge zu kommen und das Schwergewicht der eigenen Gedanken (vielleicht auch das Aufsehenerregende des eigenen Denkens) nach hinten zu verlegen, quasi ins Ende hinein zu verstecken.
Aus der Beobachtung solchen journalistischen Alltags-Handelns verfasste ich mir einen ironischen Text: "Vom Buch zur Website - eine Glosse", der dann auch seine Pointe enthält: Das Evangelium - als Nachricht aller Nachrichten - fällt durch das Raster unseres Nachrichtenwesens, "sachlich" auf ein Äußerlichstes und Minimum reduziert ("An Ostern feiern die Christen..."). Vielleicht fällt aber auch umgekehrt unser Nachrichtenwesen durch das Raster des Evangeliums ("Siehe, ich komme wie ein Dieb..."; Offb. 16,15)?
So verfiel ich in meiner Not, meine Leserschaft nicht von vorneherein zu langweilen, sondern zuerst einmal "so richtig wach zu machen", auf die Idee eines Prologes, den ich mir allerdings kürzer und flüssiger gewünscht hätte; er ist reichlich intellektlastig geworden, also teilweise nicht so "lesefreundlich", nicht so "leseflüssig", wie es eigentlich meine Absicht gewesen ist. Und deshalb habe ich zuletzt die Reihenfolge umgekehrt: Die Startseite soll die (eher gut lesbare) Einleitung sein, nicht der (intellektlastige) Prolog, damit meine Leserschaft nicht gleich von Anfang an "hungern und dürsten" muss. - Und wenn man mir nun einwendet: "So geht das aber nicht. Man kann nicht einfach die Ordnung der Dinge - in diesem Fall die literarische Anordnung eines Textes (Prolog -> Einleitung -> Inhalt) - ignorieren." Dann antworte ich: "Unsere" Ordnung der Dinge" ist aber alles andere als gut. Sie ist keinen Pfifferling wert, warum also sollte ich sie beachten? Oder sollen wir etwa dies unseren gesellschaftlichen Willen nennen: 'Lasst uns unserem eigenen Untergang entgegengehen, schön in Zweierreihen'"? Und wenn mir erwidert wird: "Es gibt keinen Untergang." Dann antworte ich: "Dann muss ich schwer hoffen, dass dieser dein optimistischer Satz sein Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt jemals erleben wird. - Und wenn er das getan hat, dann bin ich bereit, meine Anordnung wieder zu ändern. Du kannst dann auf mich zukommen, wenn du dann noch kannst..."
Am Ende soll sich der allererste Satz (des Prologes) bestätigt haben, dass es hier nicht um irgendeine Sache geht, sondern um uns selbst. Und wenn ich mich hier persönlich überhaupt sozusagen zu Wort melde, so liegt der Grund darin, dass mich - so meine Selbsteinschätzung - der Geist in seine Angelegenheiten mehr und mehr hineingezogen hat (vgl. Offb. 22,17), solange, bis ich beispielsweise einsehen konnte, dass bereits das Sokratesverhalten zu Beginn der Philosophie "nicht ganz richtig" gewesen sein kann. Was hat er nämlich gemacht? Er hat grundsätzlich einmal sehr viel Zeit mit Denken verbracht und also still und leise eine ungeheure Denkroutine entwickelt, und er muss hierbei die Selbsterfahrung gemacht haben, dass er ein weitaus höheres Reflexionsniveau habe als seine gesamte Umgebung. Und trotzdem hat er sich dann damit begnügt, Gespräche mit den Menschen seiner Umgebung zu führen, um sie gleichsam zu lehren, dass sie "ein höheres Reflexionsniveau haben als sie haben bzw. wissen", mit mehr oder weniger Erfolg, vielleicht auch mit gelegentlicher Belustigung über sie aufgrund seiner großen denkerischen Überlegenheit, so dass die Sokrates-Erfahrung mit der Menschheit in die Worte gefasst werden könnte: "Erstaunlich, wie wenig und wie kurzschlüssig Menschen doch denken können...!"
Ich selbst habe nun den umgekehrten oder einen Alternativweg eingeschlagen, - will mich aber mit Sokrates hier nicht messen, nur vergleichen -, bin sozusagen über Jahrzehnte hinweg aus meiner Umgebung oder Gesellschaft abgetaucht, um solches - eventuelle - höhere Reflexionsniveau in mir selbst anzustrengen, anstatt im Gespräch mit Anderen in mir brach liegen zu lassen. Es startete mit einer frühen Kindheitserinnerung, die mich ungewöhnlich früh die im Menschen liegende Denkfähigkeit in Eigenbewegung setzen ließ (vgl. dann unter 3.15: "Neue Wahrnehmung"). Meine Bemühung um Aktivierung und Ausgestaltung eines Eigendenkens erfolgte aber nicht, um mich persönlich besser oder überlegen zu fühlen, sondern um einen gangbaren Weg zu finden und zu bahnen für unser allgemeinmenschliches Denken. - Diesen "Alternativweg", wie er auf dieser Website dargestellt ist, kann nun ein jeder Mensch für sich selbst beurteilen und bewerten, verwerfen oder anerkennen.
Die Website ist also so entstanden, dass ich meinen eigenen (lebensgeschichtlichen) Denkweg nochmals neu und anders in den Blick nehmen musste, um ihn zu einem Rückweg zu gestalten: Unfertiger Buch-Entwurf -> Menüpunkt 3: ABC-Versuch -> Menüpunkt 2: Das Erkenntnisstreben -> Menüpunkt 1: Die Krise der Philosophie -> Einleitung -> Prolog-Ouvertüre, alles insgesamt unter dem Stichwort: 10 (oder auch 50 etc.) Sekunden Zeit. Und zuallerletzt sind dann noch zwei größere Einschübe entstanden (zur Einheitsübersetzung und zu Luther), erkennbar an der Einrahmung. Sie sind theologischen Inhalts, betreffen also unsere Kirche und Kirchengeschichte und deren desolaten "Stand in der Gegenwart", und sie sind unter dem obigen Theologie-Zugang bereits genannt.
Diese Methodik des Zurückgehens scheint mir aber gar nichts Besonderes oder Einzigartiges zu sein, sondern es ist ein Normalvorgang, den jeder Mensch vornimmt, wenn er zwischenmenschlich kommunizieren will: Man muss einen Weg bahnen vom Eigenverstehen (oder Selbstverständnis) zum Verstehenkönnen des/der Anderen (oder dem Allgemeinverständnis). Und jeder kann und wird die Erfahrung gemacht haben, dass dies manchmal leicht, manchmal schwer, manchmal unmöglich ist. Hermann Hesse fasst diese grundsätzliche "Notbehelfs-Situation zwischenmenschlicher Kommunikation" in die Worte:
"Wir können einander
verstehen, aber deuten kann jeder nur sich
selbst."
(Lektüre für
Minuten. Gedanken aus seinen Büchern und Briefen,
hrsg. Volker Michels, suhrkamp taschenbuch 7, Nr. 117, S. 50,
16. Aufl., 255.-274. Tausend 1980, Frankfurt am Main
1971)
Abgesehen davon, dass "verstehen" hier von ihm in einem eingeschränkten Sinn angesetzt ist (um es gegen das "deuten" abheben zu können), möchte ich auch noch hinzufügen: Dieses "Deuten" ist die wichtigste und wesentlichste Aufgabe des Menschen überhaupt, und zwar jedes einzelnen Menschen, als Individuum, als Diese(r)-da. Aber: Man deutet hierbei nicht nur sich selbst, sondern Mensch und Menschheit gleich mit. Und deshalb sollte es auch ein dringliches Anliegen sein, die eigene Begrifflichkeit und Wahrnehmung im Kommunizieren ins Fließen zu bringen, so dass ein Austausch und Ausgleich stattfinden kann, vom einen Ich zum anderen Ich hinüber, vom Eigenverstehen zum Andersverstehen, das so erst zum Den-Anderen-verstehen werden kann. "Verstehen" ist insofern nur dann gegeben, wenn sich schon von vornherein die Bereitschaft findet, alternativ oder anders sehen zu lernen (als man selbst zunächst einmal sieht). Fehlt diese Bereitschaft, leistet das animal rationale nicht das, was es soll und vielleicht auch kann: Es schottet sich ab, obwohl es sich verbinden könnte und sollte. Dieses Sich-verbinden-Können ist ein Kreativspielraum, eine Möglichkeit, die jedem Menschen gegeben ist, und wenn man ihn nicht als Eigenspielraum erkennt, bleibt er brach liegen und man wird niemals zu einer "Lösungs-Weite im eigenen Geiste" kommen.
Letztendlich ist es der Weg des kosmischen Geistes zum Menschen hin: Er beugt sich kommunikativ zum Menschen hinunter, nieder, um ihn auf seiner Menschenebene zu treffen. Das ist eine... wie soll ich sagen: kosmische Untervorteilung des Menschen, ein Den-Menschen-wie-ein-Kind-behandeln, das sich aber konsequenterweise aus dem "(Sünden-)Fall der Menschheit" ergibt, aber nur für jene kosmischen Geisteskräfte, die diesen Fall verhindern, auffangen und in einen (Wieder-)Aufstieg umwenden wollen: Der Mensch muss "unterhalb seiner selbst" kommunikativ "abgeholt" werden, nur dann kann er auf seine ursprüngliche Höhe zurückfinden und ist - dann erst - wiedergewonnen für das ganz natürliche Über-sich-hinauswachsen-Können-und-Sollen eines Geisteswesens, das sich im Kosmos (also in einer/der Geist-Ordnung) stehend weiß - ein Verfahren, welches dann aber auch sozial, zwischenmenschlich angewandt werden müsste: Man spricht in seinen bewusst dargestellten Gedanken und Gedankengängen in das Unbewusste des/der Anderen hinein, welches dadurch angeregt wird, aus diesem eigenen Unbewussten heraus in eine neuartige Bewusstheit, Selbst-Bewusstheit einzutreten, indem die vorgebrachten Gedanken im Geist des/der Anderen "zu greifen" beginnen. - So muss die Bibel verstanden und gelesen werden: Sie flüstert uns uns selbst zu, und nur, wenn wir die Bereitschaft haben, ganz genau zuzuhören, kann uns die in ihr enthaltene "höhere Erkenntnis unserer selbst" aufgehen.
Und damit wäre auch erkannt, dass das Erkennen gar keine profane, weltliche Angelegenheit ist (als welche sie aber in unserer Wissenschaft und Philosophie heute von vorneherein angesetzt, also vorausgesetzt ist), worauf "bereits" im Prolog eingegangen ist: Zum tieferen Erkennen gehört das Bitten und Danken, weil Erkenntnis in Wahrheit gar nicht - profan - "gefunden" wird, sondern - heilvoll - "gewährt" wird. Das Erkennen ist in Wahrheit eine heilige, heilvolle, heilende Tätigkeit, und sie kann nur durch "Erkenntnis-Glück" oder "Erkenntnis-Geschick" oder auch "Erkenntnis-Schicksal" zustandekommen, nicht anders; und ich vermute einmal, die Deutschen haben damit eine ganze Menge zu tun und sollten folglich eigentlich viel davon verstehen können: vom Erkennen, dann aber auch vom Verkennen und Irren - nicht anders als auch schon die Griechen, die einen Odysseus hatten.
Gelingt nun diese "kosmisch-heilvolle Kommunikation zugunsten des Menschen und der Menschheit" im Erkenntnisprozess, so wird der Mensch vom Geist ergriffen, oder besser: der Geist beginnt im Menschen zu greifen. Und jetzt kann der Rückweg gestartet werden: Die Rückholung des ins kosmische Nichtverstehen gefallenen Menschen zurück zur Geistwelt und Geistgemeinschaft, wieder "aus der Welt heraus", in ein ursprünglich-authentisches Verstehen des Kosmos und Seins wieder hinein - Rückführung in ein freies Stehen im Sein - auf Menschen- und Menschheitsebene. Das ist m.E. biblisch-evangelisch der kosmische Plan: Den "Plan der Menschheitsebene im Sein" wieder in (die) kosmisch-intakte, höhere Ordnung (zurück) zu bringen.
Was nun meinen persönlichen, hier dargestellten "Weg" betrifft,
so kann ich ihn als solchen gut und gerne in Frage
gestellt sein lassen , denn ich will ja, dass er
geprüft werde: ob er etwas tauge, und letztlich: ob es
nicht doch für Mensch und Menschheit einen "Weg in den
Geist und in die Geistwelt zurück" geben kann und gibt,
aber nicht deshalb, weil ich selbst so "großartig denken
könne", sondern weil es meine Überzeugung ist, das Sein
selbst sei von sich aus bereits so konstituiert, dass
ein solcher Weg enthalten und sogar vorgesehen ist:
für uns - die Menschheit. Und wenn es für mich irgendwelche
Lorbeeren geben sollte (ich will ja gar keine haben, ich
brauche das nicht), so sind es diese: den Weg als solchen
für möglich und gangbar zu halten (z.B. gegen Kant,
zumindest teilweise mit Platon, ganz bestimmt aber mit der
Bibel, speziell in ihrer Johannes-Artikulation); hier bin ich
wohl - leider - eine Ausnahme, die die Regel bestätigt (nicht
anders als der platonische Höhlenphilosoph, den Platon selbst
ja als "auf verlorenem Posten stehend" zeichnet). - In genau
diesem Zusammenhang soll dann auch meine Exegese von 2 Thess.
2,1-12 greifen, und dieser Bibeltext ist im Grunde genommen zum
Angelpunkt meines Denkens und Lebens geworden.
Und so betrachte ich diesen Erkenntnis-Versuch hier schlicht
und einfach als meine Pflicht und Aufgabe, als einen
weiteren geistesgeschichtlich-denkerischen Anlauf
unter vielen. Ich gebe der Allgemeinheit und
Gesellschaft sozusagen nur das (zurück), was ich glaube, ihr zu
schulden, weil sie mir mein ausgiebiges Denken zuerst
ermöglichte (durch meine Lebensumstände) - das ist alles.
Ob es nun letztendlich von Wert für die Allgemeinheit sei, mögen Leserin und Leser selbst entscheiden.
Zusammenfassend kann ich "mein Leben" folgendermaßen umschreiben: Ich selbst befinde mich in einer "existenziellen Spannung", und die einzig richtige, angemessene Möglichkeit für mich, jemals zu einer "Entspannung" zu kommen, sehe ich darin, jenes Denken, das sich mir im Verlaufe ergeben hat, publik zu machen. Das Ganze hat dann möglicherweise einen Pferdefuß, der mich vom Regen in die Traufe bringen könnte: Meine individuelle Entspannung könnte einen allgemeinen Spannungszustand auslösen, der auf mich selbst dann wieder in irgendeiner Weise "spannungsvoll" zurückkommen wird, so dass letztendlich mein "Entspannungs-Auswegversuch" gar kein "Ausweg" sein wird und ich also nicht "Herr meiner Existenzproblemlösung" sein kann, da ich nun einmal Mensch unter Menschen bin, ein sozial grundgelegtes Lebewesen. Und deshalb leben wir auch auf einer gemeinsamen Erde und nicht auf sieben Milliarden Inseln... Und wenn wir uns nun vorstellen wollen, dass diese sieben Milliarden sich zusammentun müssen, wenn es nicht weiter abwärts gehen soll, dann sieht es für unsere Zukunft nicht gerade rosig aus...
Nach meiner Meinung haben Mensch und Menschheit im Grunde ihres Wesens nur ein einziges nötig: Das Gelingen, sich selbst auszusprechen. Alleine schon dieses Sichaussprechen selbst wird der Anfang der Heilung der Menschheit sein - die Wissenschaft frage nach bei "ihren" Tiefenpsychologen. Und so scheint es eine allerwichtigste allgemein-gesellschaftliche Aufgabe zu sein, solches Sich-selbst-Aussprechen der Teile zu ermöglichen im Ganzen, jeder in dem Maße, als er solches Dem-Anderen-Vorrang-und-Forum-gewähren-und-Freiheit-einräumen-vor-sich-selbst aushalten und verkraften kann, ohne selbst depressiv und destruktiv zu werden. Das ist das biblisch-neutestamentliche Backe-Hinhalten, dem aber von menschlicher Seite - nicht ganz unberechtigt - Dostojewskis Roman "Der Idiot" gegenübergestellt ist, woraus wir ersehen könnten, dass wir die biblischen Aussagen zu gewichten haben.
Ich spare mir eine abschließende Charakterisierung meiner selbst. Ich selbst als Individuum bin nicht wichtig, wichtig ist allein die Raum-Zeit-Stelle, die ich besetze (oder dies zumindest subjektiv glaube), und ich sehe mich daher veranlasst, sie irgendwie ausfüllen zu sollen. Das tue ich mit dieser Website, und ich will hoffen, guten Gewissens abtreten zu können...