Der Mensch ist nicht sachlich
Ich vermute einmal, dass in unserer Welt
„Sachlichkeit“ genau deshalb so allseits beliebt ist,
weil sie "das Soziale", das Denken an und
Berücksichtigen des/der Anderen guten
Gewissens ausklammern lässt. Denn De-finieren ist
immer auch Aus-schließen.
Und wir sehen es ja schon an der Wendung "Wirtschaft und
Soziales", welche mir das geflügelte Wort der
Moderne zu sein scheint: Zuerst "Wir wie
WIR-tschaft" (oder auch: WIR-Gschaft), und nur, wenn Zeit und
Raum und Geld übrigbleibt, dann noch ein "Ihr/Es wie
Sozial-ES". - Zumindest die Lautung ist im Bayerischen
ja bereits umgesetzt, wie in dem (fiktiven, frei
erfundenen, Niemanden ansprechenden, Niemanden kränkenden, von
Niemandem geäußerten, noch nicht einmal gedachten) Satz:
"Fei grood, habds ehs ebba aa an
Hunga?" - "Nicht zu fassen: Seid
ihr etwa auch hungrig?"
Aber im Grunde wird allseits
gewusst, wenigstens heimlich, dass wir sie gar nicht
können – dieses Objektivitäts-Gespenst, diese
Wirklichkeits-Schimäre: Sachlichkeit,
Real-ität.
Der Himmel weiß es, und alle Welt sollte es auch endlich
wissen, dass Menschen
einfach nicht sachlich sind,
nicht einfach sachlich sind,
sach-lich einfach nicht sind!
Menschen sind Schauspieler, sie
spielen Sachlichkeit...
Und ich will mich damit trösten,
dass ich weiterhin glaube und daran festhalte, dass den
Menschen Aufrichtigsein im Wahrnehmen grundsätzlich
möglich ist und bleibt, und es scheint mir sogar echt
deutsch zu sein; auch wenn ich sie noch nicht wieder
finden kann, diese echten Deutschen, die möglicherweise
geistesgeschichtlich auf der Strecke geblieben sind, aus
welchen Gründen auch immer, wie offensichtlich nicht anders der
Geist selbst in der Welt, dem es auch einfach nicht mehr
gelingen will, zu den erkalteten oder "sachlich" und
"seinsfremd" gewordenen Menschen in ihrer "Realität"
durchzudringen, durchzuklingen...
entnommen: Prolog. Oder
Ouvertüre
Website-Aufbau
Prolog. Oder
Ouvertüre
0. Einleitung
1. Die Philosophie in der Existenzkrise
2. Das Streben nach Erkenntnis
3. ABC-Versuch (einer neuen Wahrnehmung des alten Seins, aus
der angenommenen Misere-Situation unserer Gegenwart der Moderne
heraus)