War die menschliche Existenz einmal kosmische Resonanz?
Dies ist allein schon etymologisch ausgeschlossen, denn „Person“: Kommt das nicht - zuletzt - von „per-sonare", durch-tönen? Und es tönt keine Sache (und auch keine Materie) hindurch, durchs Sein und durch unsere Existenz, sondern der Geist selbst; zumindest sollte es so sein, wie mir scheint, wenn das Schöpfungsganze so in seinem Prinzip gedacht ist oder ursprünglich konzipiert war, bevor es von den Menschen falsch nach-gedacht oder überlagert wurde mit ihren schlechten Pseudo-Deutungen.
Also müsste -
ganz der Wahrheit
entsprechend
– von einem Per-Son-Sein
gesprochen werden, wenn man von dem Wirk-lichen, also vom Geist
spricht, von nichts andrem. Ein "Ton sein,
der durchklingen lässt" – dies ist die Existenz, die
der Mensch anstreben sollte, so wie der Wortsetzer Goethe und
der Tonsetzer Beethoven den Mond durchklingen ließen, durch
sich, wobei sie das Gedicht "An den Mond" und die
Mondschein-Sonate pro-duzierten, hervor-brachten,
kreierten.
Ein Ton-sein-im-Durchklingen-lassen - der Mensch könnte das wohl: ein den Geist in sich aufnehmendes und durch sich durchklingen lassendes Ich-Sein zu haben, wenn es nicht im Laufe der Neuzeit zur Individualisierung der Menschen gekommen wäre, zu ihrer Selbst-Betonung, so dass seither nicht mehr das Durchklingen im Mittelpunkt steht, sondern: der Lassende als solcher...!?
Ist es nicht Ausdruck seiner innerlichen Verarmung, wenn das neuzeitliche Subjekt beginnt, nach einem Selbst-etwas-sein-wollen oder Auch-jemand-sein-wollen zu streben, um aus der - parallel zur Individualisierung heraufkommenden - Anonymität herausragen zu können, die laufend größer wird, je mehr wir werden? Ich fürchte, der Mensch ist im Verlaufe der Neuzeit zu einem Ego-Selbst-Missverständnis gekommen (anstatt zur Selbst-Erkenntnis): Er will etwas Eigenes sein und bemerkt nicht, dass er hierdurch dem allgemeinen Geist Widerstand leistet, ihn von sich ausschließt oder abprallen lässt. Nicht mehr der "Geist im allgemeinen" oder "allgemeine Geist" oder "Geist der Allgemeinheit" soll bedeutsam sein, sondern "ich selbst" will beeindrucken in meiner Besonderheit und Einzigartigkeit. Das Persönliche selbst soll nun durchklingen durch die eigene Person, die offensichtlich nicht mehr Per-son sein will, nicht mehr Klangkörper oder Resonanzboden, nicht mehr fremdbestimmtes, unfreiwilliges Sprachrohr, Werkzeug, Handlanger, Willensverlängerung eines Anderen...?
Auf diese Weise verbaute der Mensch sich selbst den Zugang zum Ganzen des Seins, verbarrikadierte sich ins (Per-)Son-Sein(-Wollen), begann Datenschutz-Verletzungen zu fürchten und kreierte dagegen Sichtbarkeits-Verbote, - dem Himmel unbegreiflich -, was ein Wahrnehmen des Seins zunehmend unmöglich machte, so dass ein Falschnehmen daraus wurde, ein Miss-Deuten. Und im Gesamtergebnis ist uns eine falsche Gegenwart herausgekommen. Oder - jetzt genauer gefasst: Kann es sein, dass wir im Verlaufe unserer Neuzeit nicht dort herausgekommen sind, wo wir sollten, nämlich in der Gegenwart des Geistes, wie sie in der Mondschein-Sonate doch so unmittelbar wie authentisch eingefangen ist, gewesen war, sondern irgendwo daneben, z.B. im Sachlichen, oder im Persönlichen, die - in sich verschlungen - das Geistige überhaupt erst er-ge-ben ha-ben wür-den...?
entnommen: Prolog. Oder
Ouvertüre
Website-Aufbau
Prolog. Oder
Ouvertüre
0. Einleitung
1. Die Philosophie in der Existenzkrise
2. Das Streben nach Erkenntnis
3. ABC-Versuch (einer neuen Wahrnehmung des alten Seins, aus
der angenommenen Misere-Situation unserer Gegenwart der Moderne
heraus)