Hat der Schafe-Weide-Auftrag einen tieferen
Sinn?
Und man kann den
Jesus-Auftrag an Petrus gewiss auch so verstehen: Schafe weiden
= Christen verwalten. „Petrus“ soll die Christenheit
zusammenhalten, nach Möglichkeit noch erweitern – und damit
hat sich seine Aufgabe auch schon, die er nun
durchzuhalten gewillt ist, bis zur Wiederkunft Christi, damit
er dann irgendwann wird sagen können: „Siehe, Herr, hier sind
wir nun alle. Ich habe deinen Auftrag getreulich
ausgeführt.“
Allein, es fragt sich, ob der
Jesus-Auftrag so äußerlich gemeint ist?
Zunächst einmal scheint es ja,
als könne „Schafe weiden“ keine so arg anspruchsvolle Aufgabe
sein. Jeder Schäfer kann das, man braucht dazu keine besondere
Begabung oder Ausbildung, keine hochbezahlten Fachleute oder
Experten, keine Differenzierungskünstler, nur ein bisschen
Schaf-Grundkenntnis. Jeder Cowboy muss mehr können als ein
Schäfer, nämlich zusätzlich mit Pferd und Lasso umgehen. Denn
ein widerspenstiges Rind kann eine ganz andere Kraft entwickeln
als so ein Schaf, wenn es nicht gerade Martin Luther
heißt.
War Martin Luther ein
widerspenstiges Schaf? Hat Luther das römisch-katholische
Schafe weiden gestört? Ja, das hat er wohl. Die Frage
ist ja nur: Hat er es zu Unrecht getan oder zu Recht?
Und wenn wir von der Reformation zur Gegenreformation
weitergehen, dann wird man sagen können, die Luther-Störung sei
unberechtigt gewesen, jedenfalls wird es
römisch-katholischerseits so gesehen: Die Reformation war
eigentlich überflüssig, und deshalb musste eine
Gegenreformation eingeleitet werden, um das Alte und Gute und
Richtige wiederherzustellen. Mit der Reformation ist – streng
katholisch genommen – ein Teil der Christenheit aus der
Heilsgeschichte ausgeschert, indem einer, ein Anonymus und
Irgendwer, die Frechheit besaß, eine „eigene Geistigkeit“ zu
behaupten. „Wenn das Jeder täte, wo kämen wir denn da
hin!?“ – Ja, wo kämen wir hin? Womöglich… zum Geist?
Die evangelische Sicht ist: Luther hat hierbei keine
physische Kraft entwickelt (wie ein Rind), sondern
eine geistige Kraft (wie ein echter Christ).
So sehen es jedenfalls die Protestanten, die heute wie
gleichberechtigt als Evangelische neben den
Römisch-Katholischen stehen, so dass heute der römische
Katholizismus als eine unter vielen Konfessionen erscheint,
eine Teil-Kirche unter Teil-Kirchen.
Jetzt müssen wir fragen: War in Luther die „Kraft des Geistes“
wirksam? Hm… sollen wir jetzt – als Christen -
antworten: „Die einen Christen sagen so, die
andern Christen so“? - Jetzt müssen wir
hellhörig werden und mit unserem Differenzieren und
Argumentieren aufpassen, denn im Christentum spielt ja der
Geist irgendeine gewichtige Rolle. Und wenn die Christen
sich uneins sind, in welchen Menschen die Kraft des Geistes
wirksam ist (so dass sie gesellschaftlich auffällig und
folgenreich hervorzutreten vermag), so scheint die Frage
des Geistes noch nicht hinreichend geklärt zu sein –
innerhalb der Christenheit, die u.a. an einen dritten
Glaubensartikel glaubt?
Welcher Geist spielt diese gewichtige Rolle im
Christentum? Und wessen Geist spielt sie?
entnommen: 3. ABC-Versuch
einer neuen Wahrnehmung des alten Seins, aus der angenommenen
Misere-Situation unserer Gegenwart der Moderne heraus, dort
unter I 35.
I. SCHLUSS - Teil
1
27. Im Ende
liegt der Anfang
28. Das Rufen des
Geistes - hindurch durch seinen
Verruf
29. Verschlingung des Anfangs
ins Ende – Bogen-Technik und Lagen-Wechsel der
Bibel
30. Die Musik ertönt, indem
das Instrument „verschwindet“
31.
Das Soziale muss zum Chorgesang
werden
32. Warum ich mein Buch nicht
mehr „ordnungsgemäß“ zu Ende schreiben
kann
33. Das letzte Buch unseres
Buches enthält unseren Geschichtsweg
I. SCHLUSS - Teil 2
34. Die Schlüsselgewalt liegt im
Erkennen
35. Warum verweigert Jesus seinem „Felsen
Petrus“ die Kommunikation?
36. Wird die Petrus-Tradition von den Pforten der Unterwelt
überwältigt werden?