Aber dennoch machen wir derzeit noch diesen Prinzipien-Fehler
in unserem Denken, dass das naturwissenschaftliche
Umdenken von der Geozentrik zur Kosmozentrik
geisteswissenschaftlich nicht angemessen nachvollzogen
wurde, unschwer erkennbar an unserer Theologie, die offenbar
nicht erkannt hat, dass mit Preisgabe der Geozentrik auch die
Situation des Gotteswortes eine andere „geworden ist“,
so dass unser theologisches Denken (und unser Glaube!)
umgedacht und angepasst werden muss: Uns liegt gar nicht
„das Wort Gottes“ vor, welches universale,
abstrakt-allgemeine Gültigkeit hätte, als wäre das Evangelium
gleichsam ein kosmisches Rundschreiben an sämtliche
Menschheiten oder Sinnenwesen jedweder Art, sondern uns liegt
lediglich vor: „unser Wort Gottes“, das sich auch auf
unsere Situation in der Sünde bezieht, die
uns in ein „Jenseits Gottes“ (-> re-ligio)
eintreten ließ, aus welchem uns unser
Evangelium (von der Vergebung unserer Sünde) wieder
heraus- und zurückführen will ins Diesseits des Reiches Gottes
(ligio), in welchem sich andere Menschheiten möglicherweise
kontinuierlich und ungebrochen in ihrer Geschichte befinden,
die ein "Evangelium" gar nicht brauchen, weil ihnen nicht das
widerfahren ist oder weil sie nicht das "verbrochen" haben, was
dieser userer Erdenmenschheit widerfahren ist oder was wir uns
nun einmal - irgendwann und irgendwie - "geleistet"
haben.
Die Bibel selbst hat damit
nicht primär einen kosmologischen Bezug, sondern einen
anthropologischen (und geo-logischen), näher sogar einen
abnorm-anthropologischen Bezug, so dass wir auch sagen
können: Die Natur und Norm des Menschseins ist uns gar
keine Bekannte, sondern eine Unbekannte, denn beide –
Natur und Mensch – kennen wir nur noch im Status des
Gefallen seins, nicht mehr im Status des Intakt seins:
„Wir sind uns selbst transzendent, undurchsichtig,
unbekannt!!!“ – Das sagt uns unsere Bibel, obwohl wir aus uns
selbst heraus das Gegenteil behaupten möchten und hierbei nur
unsere „Abnorm“ beschreiben (und als "Gegenargument"
heranziehen) können, nicht aber unsere „Norm“.
Aus diesem Grund kann der christliche Glaube in Wahrheit auch
nicht mit dem Aristotelismus (und seiner heidnischen
Naturlehre) zusammengehen, weil daraus eine Verschiebung der
wahren oder Glaubens-Verhältnisse resultiert:
Natur
-
Über-Natur (als außerordentliches Wirken
Gottes, thomistisch gedacht)
Der Glaube setzt nicht
in der Natur an, sondern unterhalb ihrer, und
dann resultiert:
Gefallene
Natur
-
Natur (als Wirksphäre Gottes)
Und hieraus ergibt sich das außerordentliche oder
Korrektur-Handeln Gottes und die
Natur-Gleichung:
Gefallene Natur + Heilsgeschichte
= Natur
(außerordentliches Wirken
Gottes)
(ordentliche Wirksphäre Gottes)
Oder, geistesgeschichtlich gesehen, die
Vernunft-Gleichung des
Glaubens:
Gefallene Vernunft + Heiliger Geist = (natürliche)
Vernunft
Das Denken,
das wir hier und heute haben, ist nicht mehr „natürlich“,
sondern es ist schon – nun ja – verkorkst, verdorben. Das kann
diese unsere Vernunft aber nicht aus sich selbst heraus sehen
und nicht wissen, weil sie keinen Bewertungsmaßstab ihrer
selbst besitzt (außer dem falschen, gefallenen).
Deshalb ist die aristotelische Naturlehre falsch, und deshalb
ist auch die thomistische Naturlehre falsch, weil sie – mit
Aristoteles - falsch (heidnisch) ansetzt,
obwohl sie den Glauben in seiner ontologischen
Korrekturfunktion bereits erkannt hat. Und so geht Thomas
– falsch - mit Aristoteles von „der Natur“ aus, korrigiert aber
die aristotelische Naturlehre dann nach oben (Gnade =
übernatürlich), anstatt – anders als Aristoteles -
unterhalb der Natur anzusetzen und diese
„Unter-Natur“ zur „Natur“ hin zu korrigieren, so dass Gottes
außerordentliches Heilshandeln zu einer Wiederherstellung der
ursprünglich intakten Natur wird, die das ordentliche Wirken
Gottes immer in sich enthielt.
Der Glaube ist der
Bewertungsmaßstab und die Korrekturfunktion
unserer Vernunft. Und die menschliche Vernunft kann diese
Korrektur entweder dankend annehmen oder aber ausschlagen, als
überflüssig oder falsch, indem sie sich – blind – selbst für
„natürlich“ erklärt.
Man kann daher sagen, Luther habe
den sich selbst missverstehenden (römisch-katholischen) Glauben
evangelisch zurechtgerückt, indem er nicht „Mensch“ und „Gott“,
sondern den „sündigen Menschen“ in seinem Bezug zum
„rettenden Gott“ zum Gegenstand der Theologie
bestimmt.
"In seiner Vorlesung über
Ps. 51 hat Luther den schuldigen und verlorenen Menschen sowie
den rechtfertigenden und erlösenden Gott als den eigentlichen
Gegenstand der Theologie bezeichnet (WA 40 II, 328, 1f. ...ut
proprie sit subiectum Theologiae homo reus et perditus et deus
iustificans vel salvator)."
(entnommen: Bernhard Lohse,
Martin Luther. Eine Einführung in sein Leben und sein
Werk, zweite, durchgesehene Auflage - München:Beck
1983, S. 152.)
Unser derzeitiges Bezugssystem ist die „gefallene Natur“, und
durch das Handeln Gottes und Wirken des Geistes bewegen wir uns
auf das Bezugssystem „Natur“ erst wieder zu, so dass
wir derzeit nicht einmal die Norm des Menschseins resp.
Vernunft-Habens sehen und bestimmen können. Wir kennen
unsere eigenen geistigen Fähigkeiten nicht! Wir sehen uns
also – ohne Evangelium – unter Wert und Vermögen, unter Macht
und Potenz. Kant konnte also (bestenfalls) die „gefallene
Vernunft“ vermessen und hat sie dann – aufklärerisch-falsch
(und unchristlich, sagen wir: heidnisch) – als „natürliche
Vernunft“ ausgegeben.
Außerhalb des Glaubens sind diese Verhältnisse
schlechterdings unerkennbar, so dass der Mensch von
sich aus weder die Natur noch sich selbst noch sein wahres
Vernunftvermögen richtig sehen und beurteilen kann. Gegen Kant
formuliert: Nicht die Selbstbestimmung der Vernunft
führt zu einem zusätzlichen, erweiternden Glaubens-Raum,
sondern der Glaubens-Raum gibt das wahre
Vernunftvermögen erst frei, das sich in einer (kantischen)
Selbstvermessung gänzlich unterwertig bestimmt,
nämlich nach dem Unterwert eines sündebedingten
Blind-geworden-seins, das als natürliches Sehen
nur vor sich selbst erscheint. Nicht die Vernunft gibt den
Rahmen vor für den Glauben, sondern der Glaube gibt den Rahmen
vor für die Vernunft, die nämlich viel größer ist (in ihrer
Natürlichkeit), als sie selbst schon ermessen kann (in ihrem
Gefallen sein, das sie fälschlich und glaubenslos zur
Natürlichkeit erklärt und erklären muss).
entnommen: 3. ABC-Versuch einer neuen
Wahrnehmung des alten Seins, aus der angenommenen
Misere-Situation unserer Gegenwart der Moderne heraus, dort
unter G 15 b1).
G. NEUE WAHRNEHMUNG
14. Zu meiner
Person
15. Zu meinem Denken
a) Ursachen oben: Das
Gestoßen werden meines Denkens - Einschläge des
Außerirdischen
a1)
Richtungsstoß 1: Ein Schlüsselerlebnis mit einem Schlüssel (im
Vorschulalter)
a2)
Richtungsstoß 2: Eine Präexistenz-Erinnerung mit einer
himmlisch-irdischen Auftragserteilung (im begonnenen
Grundschulalter)
a3)
Richtungsstoß 3: Neue Leiberfahrung durch Strömungsbewegungen
(seit den ersten Studienjahren)
b) Wirkungen unten:
Mein Denken in Richtung Vergeistigung des menschlichen
Lebens
b1) Ein neuer Blick in die
Bibel: Relative Gültigkeit des Wortes Gottes?
b2)
Noch ein neuer Blick in die Bibel: Biblisches Hinaufhören und
In-Sein führt in die Geistwelt
16.
Zum Wissenschaftskriterium der
Nachprüfbarkeit
17. Rechenprobe „Geburtshoroskop“: Nachweis
einer kontinuierlichen Verbindung des Unten mit dem
Oben?
18. Offene Frage