Diese neu hinzugefügte Seite soll die umfangreiche Website zugänglicher und durchsichtiger machen.
Sie ist konzipiert als Gedanken-Schaufenster, in Form von Leseproben, die zum Stöbern und Schmökern anregen mögen. Zumeist werden Fragen aufgeworfen, die ein Weiterlesen motivieren können - so scheint mir das menschliche Erkenntnisstreben zu funktionieren.
Jede Leseprobe ist so aufgebaut, dass ein paar Sätze der Website gegeben werden, versehen mit einer eigenen Leseproben-Überschrift, um zunächst einmal Aufmerksamkeit zu erregen. Konnte das Interesse geweckt werden, führt ein Link zum näheren Kontext der Textstelle weiter, wobei der Leseprobenkurzausschnitt blau hinterlegt ist. Die Textstelle wird dann innerhalb der näheren Kapiteleinteilung verortet. Es folgt ein Link zur (mitunter umfangreichen) Seite, auf der der Abschnitt zu finden ist, und wenn sich die Seite auf den umfangreichen dritten Menüpunkt "ABC-Versuch" bezieht, wird zusätzlich der Link zum zugehörigen "Gesamtüberblick" gegeben.
Da die Website verschiedene Themenbereiche und Fachgebiete behandelt, sind die Leseproben unterschiedlich farblich hinterlegt:
grau = allgemein wissenschaftlich
gelb =
philosophisch
blau =
sachlich-thematisch-begriffsspezifisch
grün = literarisch-musisch-künstlerisch
rot =
biblisch-theologisch
Bereichsüberschneidungen sind durchaus beabsichtigt, denn sie weisen in Richtung lebendige Bildung, im Gegensatz zu trockenem bis totem Fachwissen, welches die Geistigkeit des Menschen bestenfalls in verkümmerter Existenzform zum Leben erweckt. Eine ausdrückliche Wissenschaftssprache sollte man daher besser nicht erwarten: Mein primäres Abfassungskriterium ist gute Lesbarkeit (wobei externe Links in diesen Leseproben nicht aktiv gesetzt sind).
Quintessenz dieser Website - eine
Kurzerläuterung
Insgesamt werden 30
Leseproben gegeben, zuletzt ergänzt durch Verweis
auf drei umfangreichere "gerahmte Einschübe
innerhalb der Website". Diese Einschübe sind
theologischen Charakters, allerdings findet innerhalb der 30
Leseproben ein allmähliches Fortschreiten vom
philosophischen zum theologischen Denken statt. Dies
entspricht meiner eigenen Biographie oder Geistgenese, und ich
bin zu der Überzeugung gekommen, dass die menschliche Vernunft,
wenn sie eine ausreichende Übung ihrer selbst vorgenommen hat,
zu einer solchen Erfahrung mit sich selbst kommen kann und
muss. Denn es ist m.E. ein frei und abstrakt gesetztes
Aufklärungs-Märchen: die menschliche Vernunft sei allein
auf sich selbst gestellt.
Und den näheren Grund dieses
"Märchens unseres Aufgeklärtseins" kann man dann einsehen, wenn
man imstande ist, das heute naheliegende materialistische
Denken in seiner kosmischen Richtigkeit einmal kritisch in
Frage zu stellen. Das In-Frage-Stellen ist aber das eigentliche
Können der Philosophie. Dieses Denken beruht ja auf der
modernen Erfahrung unseres kosmischen Alleine-gelassen-Seins.
Sieht man sich aber diese heutige Isolationssituation des
Menschen näher und vielseitig an, insbesondere in ihrem
Gewordensein, so kann man auch einmal ein
spiritualistisches Denken versuchen, und sei es auch nur
zur Gegenprobe, um sich der Richtigkeit des Materialismus
nochmals zu vergewissern.
Dann kann man der (in den
Materialismus auslaufenden) Aufklärungs-Setzung eine
spiritualistische Gegen-Setzung gegenüberstellen: Der Mensch
ist nicht grundsätzlich alleine gelassen, sondern er befindet
sich kosmisch in der Situation des Kindes, das Gehen lernen
soll. Der Erwachsene muss früher oder später die Hand des
Kindes loslassen, damit dieses zum eigenen Gleichgewicht, auch
in der Bewegung, finden kann. Analog könnte es sich mit der
menschlichen Vernunft verhalten - und damit zeigte sich unsere
"Jetzterfahrung des Alleine-gelassen-Seins" als die bloße
Innenseite eines
objektiv-geschichtlich-geistesgeschichtlichen
"In-die-Freiheit-einer-eigenen-Geistigkeit-Losgelassen-worden-Seins"
als der uns umgebenden kosmischen Außenseite.
Im Spiritualismus-Fall sind alle Wesen Geistwesen, und das
Natürliche oder Normale wäre dann das geistige Verbundensein
oder Eine-innerliche-Anbindung-Haben. Und wenn und wo diese
Verbindung abreißt, aus welchen Gründen auch immer, so ist dies
als eine "Störung des Grundverhältnisses eines Geistwesens"
anzusehen. Damit wäre jene Isolationssituation, die wir
aufklärerisch als unser Normales und als das Natürliche
ansehen, als eine kosmische Ausnahmesituation zu betrachten -
und jetzt kann uns das Ganze des Seins ein neues,
anderes Aussehen bekommen, indem Dinge, die bisher
"grundlos" (also unplausibel) erschienen, einen stringenten
Begründungs- und Sinnzusammenhang erhalten.
So z.B. die irgendwann geistesgeschichtlich entstandene
Philosophie: Sie ist eine Bestrebung des Menschen, der
sich auf eine Suche begeben hat, auch wenn er hierbei zunächst
noch nicht weiß, dass er - als ein Geistwesen -
hierbei sozusagen lediglich einen spirituellen
Selbstheilungsprozess angestoßen hat, der nun unbewusst
die Wiederherstellung der Geist(welt)verbindung
intendiert.
So auch der christliche Glaube: Der "Sündenfall" wird
als kosmische Störsituation verstehbar, die den Menschen immer
tiefer in ein falsches und verfehltes Selbstverständnis
hineinführt. Die Geistwelt (als hierarchische Gemeinschaft der
Geistwesen) wusste und weiß darum, und so wurde beizeiten eine
"Rückholungs-Botschaft" irdisch implementiert, getragen von
einem hohen Geistwesen (Christus), das den Menschen zu seiner
wahren Natürlichkeit, die sich im Verhalten durch
Menschlichkeit und Menschheitlichkeit auszeichnet, zurückführen
oder "umkehren" möchte.
Konkret verständlich wird so auch das platonische
Höhlen-Weltbild, indem wir von einer spirituellen und
eigentlichen Wirklichkeits-Sphäre umgeben wären, innerhalb
welcher unsere gegenwärtige, materialistisch gewordene
Weltwahrnehmung wie eine - kosmisch gesehen - virtuelle
Pseudowirklichkeits-Blasenbildung erschiene, deren Realsein
sich auf das Nächstliegende und Irdische beschränkt, inklusive
der sinnlichen Täuschung ihrer universalen Gültigkeit.
Belege hierfür finden wir dann auch in der - neu und
anders zu lesenden - Bibel, die Begriffe wie "Macht
des Irrtums" enthält, im Zusammenhang mit einer
Weltgesetzlichkeit der "Ungerechtigkeit", der biblisch ein
höherer Gerechtigkeitsbegriff gegenübergestellt ist, der in die
(plausible) Aussage übersetzt werden kann: "Es ist
gerecht, dass der gefallene Mensch höhere
Hilfe erhält." Die Ausklammerung oder auch Unterschlagung
dieses höheren Gerechtigkeitsbegriffes in unserer
"irdisch-natürlichen" Gesetzlichkeit führt dann zur
"Ungerechtigkeit" aus höherer Sicht (vgl. Einschub
Leseprobe 32).
Wenn der Mensch von seinem wahren Ursprung her ein Geistwesen
ist, so muss die Philosophie früher oder später in
Theologie übergehen und kann nicht in ihrer rationalen
Denkisolation stehenbleiben. Diesen Spiritualismus-Fall
versucht meine Website hypothetisch durchzuspielen. Und es
kommt noch ein Entscheidendes hinzu: Der Mensch muss dann
Abschied nehmen von der aufklärerischen Setzung, die Denkebene
des Menschen sei und bleibe ein Abstraktes, das sich jenseits
der eigentlichen Wirklichkeitsspähre entfalte und in diesem
Jenseits stehenbleiben müsse. Nein. Wenn der Spiritualismus
letztlich wahr ist, so hat in dieses Denken des Menschen früher
oder später auch die Geistwirklichkeit real hineinzufahren, und
biblisch-christlich gesehen ist es der sog. Heilige Geist, der
sich dem Menschen im Laufe der Jahrtausende leiblich-spürbar zu
erkennen geben will, muss und wird.
Es ist christliche Glaubensüberzeugung: "Das Wort (Gottes) wird
Wirklichkeit werden." Führt man diese Überzeugung konsequent
durch, so ist der Gang unserer Kirchengeschichte als
die Praxis der Evangeliumsverkündigung (und auch der
Offenbarung des Johannes) als der im vorab bekanntgegebenen
Theorie zu verstehen. Dem Christemtum ist damit eine Messlatte
an die Hand gegeben, um die Wirklichkeitsumsetzung des Wortes
zu prüfen und zu verifizieren. Kein geringerer als Luther ist
es gewesen, der dieses Wirklichkeits-Messen als richtig und
wertvoll erkannte und begann (vgl. Einschub
Leseprobe 31).
Der letzte Einschub Leseprobe 33 soll
einen umfassenden Einblick in die Wandlung meines Denkens
geben, philosophisch begonnen, in dessen Verlauf ich zu einem
Ex-Katholiken und "unzeitgemäßen Protestanten" wurde. Und ich
will hiermit nicht zum Ausdruck bringen, der Katholizismus sei
falsch und der Protestantismus richtig. Nein. Ich will aber
damit sagen, dass die derzeitige
Konfessionalitäts-Christlichkeit, die wir mittlerweile seit 500
Jahren haben, im Kern unser ungelöstes Christlichkeits-Problem
zum Ausdruck bringt. Die Reformation hat die Konfessionsfrage
ja nur aufgeworfen, aber keineswegs gelöst. Eine entscheidende
Frage hierbei ist die nach der Stellung des Papstes: Katholisch
wird er hochgehalten, protestantisch ist er eliminiert worden.
Und wenn heute die Konfessionen zu einer "Ökumene" tendieren,
dann wohl, weil sie sich beide vom "Geist der Welt" untergraben
sehen und daher - in ihrer Not - zusammenrücken wollen. Dies
ist aber ein fauler Kompromiss, denn die Wahrheit ist m.E.: In
Mt. 16,18 geben Jesus und die Bibel ein klares Votum, dass
niemand fundierter in der Gegenwart stehen kann als
einer an die Kirche Jesu Christi glaubender
Christ! Und wenn das so ist, so zeigen die
Ökumene-Bestrebungen der Kirchen, dass sie den (Heiligen) Geist
noch gar nicht richtig verstanden haben. - Ich breche hier ab:
Leseprobe 33 kann nicht anders, als im Ansprechen der
Konfessionsproblematik zu enden. Letztlich gilt doch: Es kann
nur ein Bekenntnis zu Christus geben, also
auch nur eine Konfession...
Zur Entstehung: Die Idee zu dieser Website-Erweiterung kam mir im Verlaufe meiner kleinen Mitarbeit an Aphorismen.de (externer Link: https://www.aphorismen.de/). Auf dieser Website kann man sich als Aphorismus- oder Dichtungs-Autor mit eigenen Beiträgen registrieren lassen, wenn der Beitrag die Qualitätsprüfung des dortigen Lektorats erfolgreich durchläuft. Aphorismen sind sprachlich-anspruchsvoll verdichtete Gedanken, und sie sind sozusagen das Vorbild meiner Leseproben, die freilich quantitativ darüber hinausgehen. Auf die Aphorismen-Website stieß ich auf der Suche nach gesichert authentischen Einstein-Zitaten, und der Website-Betreiber, Herr Thomas Schefter, empfahl mir freundlicherweise einen seiner Lektoren (zugleich Aphorismus-Autor), Herrn Michael Wollmann, als Zitate-Verifizierungs-Experten, über dessen freundliche Hilfe ich mir die von mir gewünschten Einstein-Zitate dann auch vom Albert-Einstein-Archiv in Jerusalem genehmigen lassen konnte (Einsteins Werk unterliegt derzeit [= Ende 2024] noch dem Urheberrechtsschutz).
1 Ein unentdeckt gebliebener Denkfehler unserer
Wissenschaft?
Wenn nämlich Denker und Wissenschaftler ihre philosophischen
oder wissenschaftlichen Werke entwickeln, so nennen wir diese
Denk-Werke auch „Gedankengebäude“. Ein Gebäude ist ein Bauwerk,
das der irdischen Schwerkraft unterliegt, von unten nach oben
gebaut wird und dessen Fundament gewisse Anforderungen erfüllen
muss, damit das Ganze nicht wieder in sich zusammenstürzt.
Analog müssen philosophische oder wissenschaftliche Denksysteme
auf guten Prinzipien errichtet sein, damit sie nicht durch
Kritik und Gegenargument widerlegt resp. zum Einsturz gebracht
werden können. Diese Prinzipien nennen wir auch Grundannahmen
oder Prämissen. Sie stellen sozusagen den „festen Untergrund“
dar, welchen offensichtlich ein wissenschaftliches Denken auch
heute noch haben muss - trotz Überwindung des alten
Schwerkraft-Denkens durch das modernere Gravitations-Denken...?
Müssten wir nicht, wenn wir das „Bild des Gedankengebäudes“
auch heute noch für die Wissenschaft aufrechterhalten wollen,
hierbei an den Bau einer Raumstation denken...
2 Kant und die Widerspenstigkeit der Philosophie
Denn wir wissen, dass Kant zu einem Negativergebnis gekommen
ist: Die Philosophie kann das nicht, was sie versucht, und was
sie nun einmal prinzipiell nicht kann, soll sie auch nicht mehr
länger versuchen. ... Und wir wollen nachfragen: Ist Kant sein
ehrenwert-kritisches Vorhaben denn gelungen? Die unmittelbaren
Nachfolger Kants haben gegen seine Verfahrensweise jedenfalls
nicht protestiert, haben sich als „Philosophen“ durch „die
Wissenschaft“ nicht einschüchtern noch beschränken lassen, im
Gegenteil, sie haben Kant kurzerhand in ihr eigenes Denken
„dialektisch adaptiert“, und – man möchte es nicht glauben: Im
Deutschen Idealismus erblühte das spekulativ-metaphysische
Gedankenspiel – jetzt selbst „Wissenschaft“ genannt -
prachtvoller denn je!? ... Die idealistische, „klassische“
Philosophie hatte sich eine „Wissenschaftskunst“ einfallen
lassen, bei welcher man sich des Eindrucks nicht erwehren kann,
sie müsse Kant irgendwie missverstanden haben, indem jene von
ihm beanstandete Freigeistigkeit und Disziplinlosigkeit mit
selbstbewusster Gedankenakrobatik unvermindert fortgeführt
wurde, nur jetzt – wie dreist - unter dem Deckmantel der
Wissenschaft!? ...
3 Wir stehen auf einem doppelten Boden
Unser Wissensgrund ist unser
geistiger Boden, auf dem wir stehen, und zwar mehr als
auf dem physischen Erdboden mit unseren physischen
Füßen. Denn auch die Menschen früherer Zeiten standen schon mit
ihren Füßen auf dem Erdboden, und doch hatten sie ein ganz
anderes Stehen im Sein, ein anderes Wissen, eine andere
Weltanschauung, ein anderes Selbstverständnis. Wir stehen also
in Wahrheit auf zwei Böden, einem physischen und einem
geistigen, und eigentlicher sogar auf dem Boden unseres
Geistes, der offensichtlich – im Gegensatz zum hinreichend
festen Erdboden - dieses Unangenehme an sich hat, dass er ein
in sich Bewegliches und Veränderliches ist, was seine
Tragfähigkeit zweifelhaft erscheinen
lässt.
4 Kants spekulatives Stolperverständnis vs. Lessings
Gehen-lernen-im-Geiste
Außerdem ist Kants negative
Beurteilung nicht die einzig mögliche Sichtweise der
„Spekulation“. Sein Zeitgenosse und Mitaufklärer G. E. Lessing
vertritt eine ganz andere Auffassung: Die Spekulationen haben
den Sinn und Zweck, uns im Denken einzuüben. Die Vernunft
muss also erst einmal vielfach gebraucht gewesen sein,
damit sie versiert und routiniert werden kann. Und wenn der
Mensch auf dem Weg dorthin mit seinen
Spekulationen irrt, so ist dies nicht schwerwiegend,
vielmehr zu akzeptieren, denn er übt sich ja erst ein in der
Denkbewegung, im Sich-Bewegen im Gedanken. Es
ist daher ein Methoden-Fehler, die jeweilige Spekulation des
geistesgeschichtlich sich erst entwickelnden menschlichen
Denkens bereits als Endprodukt anzusehen, während
sie in Wahrheit nur Nebenprodukt der Übungsphase ist,
so dass es keinen Sinn macht, Anstoß daran zu nehmen, dass die
eine Spekulation so, die nächste gegenteilig ausfällt, wie etwa
"Sein ist" (Parmenides) und "Alles ist im Fluss" (Heraklit).
... Als Vergleich können wir das Gehen lernen des Kindes
wählen. Kant sagt gleichsam, im Blick auf unsere
Geistesgeschichte: „Ja, wenn du nur stolperst und hinfällst,
dann lassen wir das mit dem Gehen lernen bei dir lieber sein.“
Lessing hingegen: „Steh wieder auf, wenn du stolperst und
hinfällst. Mach’s nochmal und nochmal. Und du wirst sehen, wenn
du lange genug übst, wird ein ordentliches, sicheres Gehen
daraus werden.“ Und wenn wir nun unsere heutige
Wissenschaftlichkeit betrachten, so können wir sagen, wir haben
hier über einen längeren Zeitraum hinweg gelernt, auf
die Dinge genauer hinzusehen und unseren so geschärften Blick
in Begrifflichkeit und Fachtermini zu fassen, so dass er
"be-greifend", "griffig", erkennend geworden
ist.
5 War der kranke Hölderlin höhergesund?
...und dann hätten wir kritisch nachfragen müssen: Wie verhält
sich das konkret mit diesem „Wachsen des
Rettenden" , wenn es nicht nur netter Dichterspruch ist,
den man wegen seiner Berühmtheit gut und gerne mal zitiert,
ohne mehr als ein paar oberflächlich zurechtgelegte
Eigengedanken an seinen etwaigen Tiefsinn zu
verschwenden?
Zunächst einmal können wir eine prosodische Entsprechung am
Anfang und Schluss des Hymnus feststellen:
Rettungs-Hymnus-Anfang
Rettungs-Hymnus-Ende
wächst das Rettende
auch
Dem folgt deutscher Gesang
-_ v - v v
-__
-_ v - v v -__
Hm, so ergeben sich aber Assoziationen, die so ganz und gar
nicht zusammenpassen: „Rettung – Deutsche“ und „Rettung –
Gesang“. Im Grunde liegt sogar eine Doppel-Dissonanz vor, so
dass ich versucht wäre, hier von einer Zwölfton-Dichtung zu
sprechen, würde ich mich hierbei nicht in der
Geistes-Geschichts-Zeit verirren; allerdings spricht der Hymnus
selbst, den wir als Hölderlins Glaubensbekenntnis betrachten
können, ein grundsätzliches Vorhandensein von Disharmonie klar
aus.
Dass "die Rettung" (der Welt) von "den Deutschen" kommen könne,
ist heute ein Gedanke, mit dem wir irgendwie gar nichts mehr
anfangen können oder wollen..., wir könnten auch sagen: bei dem
uns - die Luft wegbleibt!, oder: der uns -
die Sprache verschlägt!
6 Die Doppelung des Geistes ist eine theologische
Erfindung
Und es scheint mir eine Ausflucht bzgl. der Geistproblematik zu
sein, wenn kirchen- und theologiegeschichtlich eine
Unterscheidung zwischen „geistig“ und „geistlich“ eingeführt
wurde, als gäbe es zweierlei Geist im Sein, einen
„bloß“ weltlichen (Sachlichkeit) und einen religiös-geistlichen
(Frömmigkeit). Das ist m.E. Unsinn, eine Pseudo-Unterscheidung,
die entnominalisiert gehört; aber vielleicht ein Unsinn mit
Methode? Denn auf dieser Unterscheidungsgrundlage kann nun eine
„eigenständige Geistlichkeit“ behauptet werden, die sozusagen
ihre „eigene Reinheitssphäre“ bewahrt, indem sie sich von dem
sich in der Welt entwickelnden Geist des Menschen fernhält und
kaum oder unzureichend von ihm Kenntnis nimmt. So ist – über
den Pseudo-Terminus „geistlich“ - eine lebensfremde, abstrakte
und damit in sich unangreifbare „Fadenscheinigkeit des
Geistes“ auf den Weg gebracht, die ganz bewusst kein
fundamentum in der weltgeschichtlichen res mehr hat und
die hier und heute, im Papsttum der Moderne, Gestalt angenommen
hat.
7 Ameisen forschen effektiver als Wissenschaftler
Traditionell hat sie sich nach dem
Prinzip der Arbeitsteilung entwickelt. Nach und nach
hat sie neue Wissenschaftszweige geistesgeschichtlich aus sich
herausgesetzt. Sie hat damit gleichsam ihr
Wissenschafts-Personal fachspezifisch in alle möglichen
Richtungen des Seins entsandt, die dort nun - stellvertretend
für alle Wahrheitssuchenden oder Weisheitsliebenden - Forschung
betreiben sollen. Wie
Ameisen viele Ecken und Ritzen eines Hauses absuchen, um einen
Zu- und Durchgang zu finden zur potenziellen „Vorratskammer des
Süßen“ im Haus, ebenso scheint unsere Wissenschaft in alle
Ecken und Ritzen des Seins hineinorientiert zu sein, um einen
Erkenntnis-Schatz zu heben. ... Unsere Wissenschafts-Ameisen
suchen arbeitsteilig nach potenziellen Schätzen, nicht anders
als die echten Ameisen auch. Der entscheidende Unterschied
besteht aber nun darin, dass sich die Wissenschafts-Ameisen,
wenn eine von ihnen fündig geworden ist, nicht
zusammentun, um gemeinsam die Einzelstelle
aufzusuchen und gemeinsam den gefundenen
Schatz zu heben – warum nicht?
8 Heraklit verweigert die Veränderung
Heraklits Hauptsatz: „Alles ist im Fluss“ (panta rhei, den wir
ihm in jedem Fall sinngemäß zuschreiben können), ist
deshalb nicht ganz richtig, nicht ganz vollständig oder nicht
ganz ehrlich geäußert, denn er müsste lauten: „Alles ist im
Fluss - nur ich selbst nicht. Denn ich will in dieses Werden
nicht mit hinein, sondern bleibe lieber hier auf der
Ewigkeitsschwelle stehen, damit ich mich nicht in der Welt
verliere und womöglich auch abwesend werde wie die Vielen.“ ...
Der noch nicht ganz zu seiner Selbstständigkeit erwachte Mensch
steht noch fest auf Seiten der „großen Ewigkeit“, auch
wenn ein Anderes als solches bereits ins Blickfeld gerät, so
dass diese in sich rege werdende „kleine Ewigkeit“
sich nun wie ein Schatten von der „großen Ewigkeit“
zunächst abzuheben beginnt, um sich nach und nach zu lösen und
in ein selbständiges Dasein hinauszugehen…
9 Gibt es "die Gegenwart" schon immer?
Wir müssen also zweierlei berücksichtigen: die Stelle in
der Zeit und das dortige Stehen von Menschen. Wir
werden uns das Stehen von Menschen zu unterschiedlichen
Zeiten zuerst einmal genauer ansehen müssen, dann erst
können wir entscheiden, ob „Gegenwart gleich Gegenwart“ sei,
oder inwiefern „Gegenwart nicht gleich Gegenwart“ ist, oder ob
gar „Gegenwart“, wie wir sie heute empfinden, womöglich nicht
„schon immer“ war, sondern geschichtlich, geistesgeschichtlich
erst irgendwann entstanden ist? Und wenn ja, warum?, wodurch?,
wozu? Und was war vorher? Und gibt es vielleicht auch ein
Nachher…?
10 Petrus der Fels in der Brandung des Geistes?
„Kommet her zu mir, alle! Ich bin der gute Wille auf Erden! Ich
bin der gute Wille schlechthin, wenn ich auch nicht weiß, was
ich tun und denken soll in und von dieser abscheulich säkular
gewordenen Welt, in der man sich einfach nur verbarrikadieren
kann, wie in einer Burg oder Engelsburg vor der Welt, im
felsenfesten Vertrauen auf IHN.“ - Spricht oder denkt so
„Petrus der Fels“ …in der geschichtlichen Brandung des Geistes?
Aber: Pscht! Das soll niemand bemerken! Hände
ausstrecken ist doch auch schon etwas,
in einer hoffnungslosen Welt von Egoisten, oder etwa nicht? Ja,
mit den christlichen Sehnsüchten nach Hoffnung, Rettung und
Heilung der vielfältigen Wunden der menschlichen
Existenz lässt sich schon Staat machen. Da braucht es gar
kein „höheres Wissen“, es genügt doch tatsächlich schon die
bloße Wissens- oder Geistbehauptung, in einer den
Schein zulassenden Welt wie der unsrigen, in der ein bloßes
Hauptsein-Behaupten überhaupt möglich ist…
11 Enthalten die biblischen Worte eine literarische
Differenzierungs-Schärfe?
Und genau deshalb wollen wir, sicherheitshalber, nochmals in
die Perikope zurückblicken, näher hineinsehen, bevor wir
weiterlesen. Und dann wird literarisch auffällig, dass auch
Jesus nicht dreimal ein und denselben Antwort-Satz
wiederholt, denn beim ersten Mal antwortet er „Weide meine
Lämmer“, die anderen beiden Male antwortet er „Weide meine
Schafe“. Na und? Wo liegt der Unterschied? Der Unterschied
liegt in der Zeit, die es braucht, damit aus Lämmern
Schafe werden können. Rein literarisch ist somit indiziert,
dass ein gewisser Zeitraum in Betracht kommen soll.
Und dann dürfen wir die drei Fragen nicht als direkt
hintereinander erfolgend betrachten, nicht als ausschließlich
gerichtet an Petrus selbst, sondern vielleicht verteilt auf die
Zeit, in der es die Gemeinde der Christenheit „zu weiden“ gilt,
also kirchengeschichtlich, somit auch gerichtet an die
Petrus-Nachfolger.
Und dann steht auch die weitergehende Frage im Raum, dass es
womöglich nicht genügen wird, wenn die späteren Hirten schlicht
dasselbe tun werden, was der anfängliche Hirte (Petrus) getan
hat, um die Schafe angemessen zu weiden. ... Und so gilt
vielleicht auch für die Christenheit, dass sie nicht sub
specie aeternitatis betrachtet und behandelt werden darf,
sondern unterschiedlich, je nach den ggf. neuen Anforderungen
der neuen Zeitverhältnisse, ... soll heißen, es gibt nicht
ein probates Weide-Mittel für alle Zeiten,
sondern auf die Menschen jeder Zeit muss so zugegangen
werden, wie sie es in ihrer geschichtlichen resp.
heilsgeschichtlichen Geistentwicklung jeweils erfordern.
12 Ein Schachmeister nimmt unsichtbare Strukturen
wahr
Nehmen wir einen Schachmeister als Beispiel, der es in einer
Blitzschachrunde vielleicht mit zehn Gegnern gleichzeitig
aufnehmen kann, indem er – zugweise - von einem Gegner und
Schachbrett zum nächsten wechselt, weil seinem geschärften
Blick die Figurenkonstellation sogleich offen liegt, so dass
ihm Handlungsmöglichkeiten gegeben sind, die dem Gegner einfach
entgehen, weil dieser die Strukturen, die Ordnung in dem
Figurengewirr nicht gleich gut und schnell überblicken kann.
Der Meister sieht aber nicht nur seine eigene Ordnung,
sondern er sieht auch die Unordnung des Anderen, d.h.
er sieht dessen Fehler, dessen Irrtümer. ... Analog versucht
die Philosophie die Strukturen der Wirklichkeit, die Ordnung
des Seins zu erkennen. Und insofern dies den Philosophen
gelingt, finden und sehen diese dann Zusammenhänge oder
Verbindungslinien, die den Nichtphilosophen verborgen bleiben,
und so tun sich ihnen vielleicht auch Wege und
Handlungsmöglichkeiten auf, womöglich in die Zukunft der
Menschheit hinein, die für die Anderen schlicht unsichtbar sind
und nichtexistent bleiben...
13 Gibt es eine Null- und Haltestelle der
Reflexion?
Wir leben in einer Zeit, in der die Reflexion sehr weit
fortgeschritten ist, so weit, dass wir uns fragen müssen,
ob sie denn nun eigentlich noch eine Kunst oder eher
eine Teufelskunst zu nennen sei? Wie weit ist zu
drehen, um die Dinge zu entwirren, und wo beginnt das
Überdrehen und Wiederverdrehen der Dinge? Gibt es eine
rechte Stelle innerhalb des Reflexionsprozesses, an
der die Reflexionsrichtung sozusagen wieder umzukehren ist,
weil der Angel- und Drehpunkt des Ganzen des Seins gefunden
ist?
Ein Beispiel: Als allergrößter Verdrehungskünstler gilt der
„Teufel“ selbst, der „Diabolos“... ...von dem wir heute wissen,
dass es ihn gar nicht gibt. Gesetzt, es gäbe neben Gott (wenn
es ihn gibt) auch höhere Widersacherkräfte, einen „Teufel“:
Wäre es dann nicht ein genialer Geniestreich, wenn dieser
„Genius malignus“ dem aufgeklärten Menschen seine
eigene Nichtexistenz inspirierte, um an der
menschlichen Vernunft vorbei unbehelligt und ungehindert sein
Verwirrungs-, Desorientierungs-, Geist-Verleugnungs-Werk zu
tun?
Wo liegt nun in diesem Beispiel die rechte
Reflexions-Haltestelle:
a) „Der Widersacher existiert
nicht“
oder
b) „Der Widersacher inspiriert seine eigene Nichtexistenz“?
14 Hat der Schafe-Weide-Auftrag einen tieferen Sinn?
Und man kann den Jesus-Auftrag an Petrus
gewiss auch so verstehen: Schafe weiden = Christen verwalten.
„Petrus“ soll die Christenheit zusammenhalten, nach Möglichkeit
noch erweitern – und damit hat sich seine Aufgabe auch
schon, die er nun durchzuhalten gewillt ist, bis zur
Wiederkunft Christi, damit er dann irgendwann wird sagen
können: „Siehe, Herr, hier sind wir nun alle. Ich habe deinen
Auftrag getreulich ausgeführt.“
Allein, es fragt sich, ob der Jesus-Auftrag so
äußerlich gemeint ist?
Zunächst einmal scheint es ja, als könne „Schafe weiden“ keine
so arg anspruchsvolle Aufgabe sein. Jeder Schäfer kann das, man
braucht dazu keine besondere Begabung oder Ausbildung, keine
hochbezahlten Fachleute oder Experten, keine
Differenzierungskünstler, nur ein bisschen Schaf-Grundkenntnis.
Jeder Cowboy muss mehr können als ein Schäfer, nämlich
zusätzlich mit Pferd und Lasso umgehen. Denn ein
widerspenstiges Rind kann eine ganz andere Kraft entwickeln als
so ein Schaf, wenn es nicht gerade Martin Luther heißt.
War Martin Luther ein widerspenstiges Schaf? Hat Luther das
römisch-katholische Schafe weiden gestört? Ja, das hat er
wohl. Die Frage ist ja nur: Hat er es zu Unrecht getan
oder zu Recht?
15 Leben wir in einer Verkehrung unserer selbst?
Als Beleg faktisch gewordener Vernunft-Verkehrung will
ich den Terminus „Wirtschaftlichkeit“ betrachten. Früher war
die Versorgung der Menschen mit Waren und dem
Lebensnotwendigen wirtschaftlich, heute ist diese
Versorgungstätigkeit bloßes Mittel zu einem
anderen Zweck geworden, nämlich der
Erwirtschaftung eines Gewinnes. Wenn ein
Unternehmen heute rote Zahlen schreibt, ist es selbst
unwirtschaftlich geworden, und es ist plausibel und
konsequent, wenn es Konkurs anmeldet und eingestellt oder aber
aufgekauft und reorganisiert wird. Dies gilt - prinzipiell -
auch dann, falls dieses Unternehmen sog. Dritte-Welt-Länder mit
Brot und Wasser versorgt haben sollte: Auch dann ist es richtig
und konsequent, das Unternehmen einzustellen, weil es
schließlich rote Zahlen schreibt, und so ist es also auch in
diesem Fall vernünftig geworden, die Menschen
nicht länger mit Brot und Wasser zu versorgen, und
folglich ist es auch vernünftig, dieses… falsche… Handeln…
einzustellen…?
An diesem Beispiel sehen wir die von uns praktizierte
Wirtschafts-Verkehrung, und so wird die faktische, von
uns gelebte Vernunft-Verkehrung sichtbar, die wir aber gar
nicht als Verkehrung wahrnehmen, sondern als Vernünftigkeit,
und zwar dadurch, dass wir diese unsere eigene „Vernünftigkeit“
einfach nicht konsequent zu Ende denken.
16 Ist uns die Beweglichkeit im Geiste abhanden
gekommen?
Vielleicht hätte man die Einübung der artes liberales
im Universitätsbetrieb niemals aufgeben und ersetzen dürfen
durch diese neumodisch-neuzeitliche Betonung des
Fachspezifischen, unter Preisgabe des Fächerübergreifenden, das
uns auch kein noch so ausgefeiltes Studium generale
jemals wird wieder zurückbringen können? Wo soll denn der heute
in der Schule vielbeschworene und hochgelobte Transfer
jemals herkommen können, da wir ihn doch selbst, aus unserem
Wissenschaftsprinzip heraus, abgeschafft haben!? Wie wollen wir
jetzt noch Grenzen überschreiten?
Machten nicht einst die Sieben Freien Künste den
Menschen und sein Denken frei beweglich? Indem unsere
„wahren“ Gedanken zugleich auch „gut“ und „schön“ gefasst sein
sollten, eingefasst wie Brillanten, und sei es „nur“, um sie
ansprechend weiterzureichen? Anders als die
heutige Wissenschaftsliteratur, die so zahlreich geworden ist
wie der Sand am Meer, den niemand mehr auflesen, nur noch
wegschaufeln kann, weil es eine Heidenarbeit geworden ist? Frei
beweglich – so war einmal das menschliche Wissen. Es
war einmal…
17 Wissen ist Ohnmacht - Weisheit wäre Macht
gewesen
... und in der anstehenden Klimakatastrophe sehen wir zugleich
unsere Macht und unsere Ohnmacht, unser Können und unser
Nichtkönnen, konkret: unser großes (Schadens-)Wissen
einerseits, und unser noch größeres (Heilungs-)Nichtwissen
anderseits, mit welchem wir in die größeren, wohlgeordneten
Naturzusammenhänge hineinhandeln, hineinexperimentieren,
hineinpfuschen. ... Die Natur im Ganzen ist kein Stückwerk,
sondern ein gut funktionierendes Räderwerk, nein, ein
lebenerfüllter Organismus, in welchem eins aufs andere
wohlabgestimmt ist. Dieses Gleichgewicht können wir gut
auch „Weisheit der Natur“ nennen. Unser Wissen aber ist nur
stückchenweise eingedrungen in diese lebendige Ordnung, sie
störend und verletzend, und so kennen wir nun die Differenz
zwischen unserem „Wissen“ und der kosmischen „Weisheit“,
ein Unterschied wie „Teil“ und „Ganzes“, der uns nun – zusammen
mit unserer Lebensgrundlage - auch unser Leben kosten könnte.
18 Der Mensch ist nicht sachlich
Ich vermute einmal, dass in unserer Welt
„Sachlichkeit“ genau deshalb so allseits beliebt ist,
weil sie "das Soziale", das Denken an und
Berücksichtigen des/der Anderen guten
Gewissens ausklammern lässt. Denn De-finieren ist immer
auch Aus-schließen. ... Aber im Grunde wird allseits gewusst,
wenigstens heimlich, dass wir sie gar nicht können –
dieses Objektivitäts-Gespenst, diese Wirklichkeits-Schimäre:
Sachlichkeit, Real-ität. ...
Menschen sind Schauspieler, sie spielen Sachlichkeit...
Und ich will mich damit trösten, dass ich weiterhin glaube und
daran festhalte, dass den Menschen Aufrichtigsein im
Wahrnehmen grundsätzlich möglich ist und bleibt, und es
scheint mir sogar echt deutsch zu sein; auch wenn ich
sie noch nicht wieder finden kann, diese echten Deutschen, die
möglicherweise geistesgeschichtlich auf der Strecke geblieben
sind, aus welchen Gründen auch immer, wie offensichtlich nicht
anders der Geist selbst in der Welt, dem es auch einfach nicht
mehr gelingen will, zu den erkalteten oder "sachlich" und
"seinsfremd" gewordenen Menschen in ihrer "Realität"
durchzudringen, durchzuklingen...
19 Erfüllt Johannes den Petrus-Auftrag?
Und jetzt müssen wir uns erinnern, dass
Petrus ja gar nicht der einzige Jünger ist,
der von Jesus einen Sonderauftrag erhält (resp.
erhalten soll resp. erhalten hat), sondern da ist auch noch der
unscheinbare Johannes, der biblisch so „flüchtig“ gezeichnet
ist, dass er einem beim Lesen der Bibel gleichsam beständig
durch die Finger rinnt, beim Versuch, ihn zu greifen, immer auf
dem Sprung, sich dem Leser zu entziehen oder besser gleich die
ganze Welt zu verlassen, so dass man ihm in die biblischen
Texte hinein schon ganz genau nachspüren muss, nicht
nur mit Lupe, sondern mit Zeitlupe, soll heißen: mit
höchstmöglicher Geisteskonzentration, wenn man ihm folgen
will.
Und tatsächlich dringt man dann – durch die nötige
Konzentration - in den Sinn dieser johanneisch-biblischen Texte
ein…, und am Ende ergibt sich aber etwas Anderes, denn man
stellt fest: Man ist in Wahrheit gar nicht Johannes
gefolgt, in sein Evangelium hinein, sondern
dem Geist selbst, um den es in seinem Evangelium
wesenhaft geht und der in die Johannes-Texte gleichsam
hineingegossen ist. Weil aber der Geist wiederum von
Christus gesandt ist, ist man faktisch – nur
vermittelt über Johannes - Christus gefolgt,
der nach wie vor der einzige und authentische Lehrer der
Christenheit ist, lediglich, bis zur Wiederkehr, in der
Erkenntnisvermittlung über den Heiligen Geist.
20 Lässt unsere Wissenschaft ihre eigenen Erkenntnisse
verkommen?
Denken wir uns - anschaulich
vereinfacht - „die Wissenschaft“ als bestehend aus 100
Forschern resp. Forschungsrichtungen. Dann gibt es auch klare
Erkenntnis-Zuordnungen, wir könnten auch sagen:
Zuständigkeits-Abgrenzungen innerhalb dieser 100
Wissenschaftszweige. Nun ist es wissenschaftsgeschichtlich
passiert, dass ein Sigmund Freud „das Unbewusste“ entdeckt hat,
und weil dieses ..."Unbewusste" offensichtlich zum seelischen
Bereich des Menschen gehört, also zur Psychologie, ist es also
nun am Psychologen, dieses näher zu erforschen, und so kommt
die Tiefenpsychologie als neue Untersparte zur Psychologie
dazu. Also handelt unsere Wissenschaft hier nach der Maxime:
„Du, Tiefenpsychologe, untersuchst stellvertretend für uns alle
das Unbewusste, und…“ - jetzt kommt die Crux des
Arbeitsteilungsprinzips – „…wir anderen 99 machen einfach so
weiter wie bisher, so nämlich, als gäbe es kein Unbewusstes als
blinden Fleck unserer selbst und wir alle hätten eine
souveräne, herrschaftliche Ratio.“ Die „Erkenntnis des
Unbewussten“ wirkt somit - wissenschaftsorganisatorisch -
nur innerhalb der Psychologie weiter, alle anderen
Wissenschaften bleiben hiervon unberührt und in sich
unverändert.
21 War die menschliche Existenz einmal kosmische
Resonanz?
...denn „Person“: Kommt das
nicht - zuletzt - von „per-sonare", durch-tönen? ...
Also müsste -
ganz der Wahrheit entsprechend
– von einem Per-Son-Sein gesprochen werden, wenn man von dem
Wirk-lichen, also vom Geist spricht, von nichts andrem. Ein
"Ton sein, der durchklingen lässt" –
dies ist die Existenz, die der Mensch anstreben sollte, so wie
der Wortsetzer Goethe und der Tonsetzer Beethoven den Mond
durchklingen ließen, durch sich, wobei sie das Gedicht "An den
Mond" und die Mondschein-Sonate pro-duzierten, hervor-brachten,
kreierten.
Ein Ton-sein-im-Durchklingen-lassen
- der Mensch könnte das wohl: ein den Geist in sich
aufnehmendes und durch sich durchklingen lassendes Ich-Sein zu
haben, wenn es nicht im Laufe der Neuzeit zur
Individualisierung der Menschen gekommen wäre, zu
ihrer Selbst-Betonung, so dass seither nicht mehr das
Durchklingen im Mittelpunkt steht, sondern: der
Lassende als solcher...!?
22 Kants schmackhafte Zubereitung seines
Wissenschafts-Abfalls
Der Schlagspruch verrät vertriebliche oder Public
Relations-Absichten, nachdem die Erstauflage der KrV (1781) von
den Zeitgenossen offenbar noch nicht als „kopernikanische
Wende“ – so Kants Selbsteinschätzung - gewürdigt worden war.
Näher besehen bietet Kant hier der Theologie und
Glaubensgesellschaft seiner Zeit sogar seinen eigenen
„Wissenschafts-Abfall“ als geistig wertvolles
Produkt an, denn der „Platz“, von welchem er spricht,
resultiert zwar aus seinem Denken, aber weder ein
„Platzschaffen für den Glauben“ noch ein „Aufheben des Wissens“
waren seine ausdrückliche Wissenschaftsabsicht,
aufheben wollte er vielmehr nur das metaphysische
Pseudowissen, auf gar keinen Fall aber das Wissen an
sich, dessen Sicherung in Wahrheit sein
tiefstes Wissenschaftsanliegen war und blieb. ...
Streng besehen finden wir also in Kants Wissens-Glaubens-Slogan
eine bewusst leger-unwissenschaftliche, über den
Daumen gepeilte Formulierung vor; böse geäußert oder kritisch
besehen, einen verkaufsstrategischen Werbesatz, der einer
„Händler- und Schwindler-Mentalität“ entspricht, die es mit der
Wahrheit nicht unbedingt so genau nimmt, weil ihr Ziel das
Feilbieten einer Ware ist, hier vorgenommen von einem
Philosophen, der sein Haupt-Denk-Werk endlich an den Mann bzw.
die Gesellschaft bringen möchte.
23 Hat unser modernes Ich noch Luft nach oben?
Parallel dazu sollten wir ...
auch einen prüfenden Blick in das Ich-Gott-Verhältnis
hineinwerfen, das wir heute geneigt sind, als neuzeitlich
gewordene Konstante zu betrachten, die nun einen
Endzustand oder ein Ausgereift sein des Menschseins
markiere... Aber: Handelt es sich denn um eine
Konstante? Musste nicht erst eine längere
Geschichtszeit vergehen, ehe der (monotheistische, nun ja,
trinitarische) Gott-Pol überhaupt als solcher gebildet war? Und
dauerte es nicht nochmals eine längere Geschichtszeit, ehe der
Ich-Pol ausgebildet war (was man allzu leicht übersieht)? Und
wer im Universum könnte uns nun verraten, ob unser heutiges
Ich-Bewusstsein tatsächlich ein Endzustand sei?
... Liegt also womöglich noch Veränderungs- bzw.
Entwicklungspotenzial im gegenwärtigen
Ich-Gott-Verhältnis? Warum sollte die darin jetzt sichtbar
gewordene Dynamik ausgerechnet hier und heute am Ende sein?
Weil wir hier stehen, zusammen mit unserem
(schwärmerischen) Wunsch, schon fertig zu sein oder uns selbst
schon voll überblicken zu können…?
24 Das Spiel- vor lauter Standbein nicht sehen
Man hat uns
gelehrt, es sei gut und richtig, mit beiden Beinen fest auf der
Erde zu stehen...
...Hat denn der neuzeitlich-moderne Mensch die andersartige
Seinserfahrung der griechischen Zeit vergessen, als die
menschliche Existenz gerade mal in ein sinnliches Dasein hinein
oder heraus erwachte ... ?
Die Griechen wussten es noch: Der Mensch soll nur ein
Standbein haben, denn er braucht auch ein Spielbein,
um in seiner Existenz beweglich zu bleiben, offen,
empfänglich, so dass er aus jeder erdenklichen Zeit und
Geschichte und Gegenwart heraus immer wieder neu wird
entscheiden können, wo und wie er denn nun am besten
auftrete, um in allen möglichen und unmöglichen, ihm
geschichtlich und geistesgeschichtlich widerfahrenden
Wirklichkeitsgeschehnissen und Veränderungsprozessen nicht aus
der Bahn geworfen zu werden, oder unter die Räder oder das Rad
der Geschichte zu kommen, sondern einen stets neu
austarierbaren festen Stand finde, um so im kosmischen
Seinsprozess wahr-haft be-ste-hen zu
können?
25 Zum Wissenschaftskriterium der Nachprüfbarkeit
So zeigt sich, dass dieses Kriterium der
Nachprüfbarkeit nicht eindeutig ist, sondern sich
verändert, je nachdem, unter welcher weltanschaulichen
Voraussetzung es ins Auge gefasst wird: Im
Materialismus-Fall kann man alles mit seinem
bloßen Denken nachprüfen, im
Spiritualismus-Fall müsste man, um die Nachprüfung
durchführen zu können, womöglich mit seinem kompletten
Leben ran (und hier gibt es dann auch keinen "Feierabend"
und keinen "Urlaub", und auch kein "Forschungs-Freisemester",
und nicht, und nicht, und nicht...). Ich will einmal behaupten,
aus Sicht des Materialismus gilt die Ratio als der
Gipfel des menschlichen Geistes, und hier hat dieses
sog. Kriterium der Nachprüfbarkeit gegenwärtig seinen Sitz
und seine Relevanz – gültig nur für eine
Wissenschaftsgemeinschaft, die tief ins materialistische Denken
gekommen ist und eine mögliche Alternative zu sich selbst nicht
sehen kann oder auch nicht sehen will.
Aus Sicht eines Spiritualismus sieht das aber ganz anders aus.
Und wenn der Spiritualismus wahr sein sollte, dann wird unsere
(dem Materialismus verfallene) Wissenschaftsgemeinschaft
fälschlich und vergeblich annehmen, das Höchste und Beste, was
die Menschheit an Erkenntnis und Wahrheit aufzubieten habe,
versammle sich in sie.
26 Hören des Wortes Gottes versus Verstehen des Wortes
Gottes
Und dann muss man eigentlich annehmen, dass ein
"biblisches Höher-Wissen" zugrundeliegt, das zwischen einem
"Hören des Wortes Gottes" und einem
"Verstehen des Wortes Gottes" unterscheidet - eine
"Auslegung", die sich mir aus meiner römisch-katholischen
Herkunft heraus unmittelbar nahelegte, genauer: wie von selbst
verstand. - An dieser Bibelstelle, der Wendung des
"Hörens und Verstehens", machte ich für mich selbst
die Entdeckung, dass es Sinn mache, in der Bibel zu
"schürfen", indem sie mir so zu verstehen gab: "Du
bist nicht außergewöhnlich dumm oder ungelehrig, wenn du
Biblisches zwar hörst, aber (zunächst) nicht verstehen kannst,
sondern diese Möglichkeit und Gefahr besteht ganz
allgemein!"
Nach der Bibel sollten die Christen demnach damit rechnen, dass
es nicht nur ein "verstehendes Hören" gibt, sondern auch noch
ein "nichtverstehendes Hören"!? Und setzt man nun diese in der
Bibel gemachte Beobachtung als eine Erkenntnis an, z.B. als
"Bibelerkenntnis 1", so kann und muss man weiterfragen: Was
sagt sie denn sonst noch? Und so kann man dann anfangen, 1 und
1 zusammenzuzählen und zuzusehen, was dabei am Ende als
"Bibelsinn" herauskommen mag...
27 "Die Gegenwart" entsteht aus der Reflexion auf unser
geschichtliches Bewegt werden
Greifen wir nun unsere Bedenken auf, „Gegenwart“
sei eine konstante Lupe, die auf dem Zahlenstrahl der
Geschichte beliebig hin- und her verschoben werden könne. Es
könnte sich ja um ein Perspektiven- oder Dimensions-Versehen
handeln, so sagten wir; also um einen historischen
Übertragungs- oder geistesgeschichtlichen Übersetzungs-Fehler,
aufgrund unserer stillschweigenden, unbedachten Voraussetzung,
jegliches Jetztsein von Menschen, egal wann und wo, sei immer
auch „Gegenwart“: Jetztsein = Gegenwart. Unsere Wortanalyse
zeigt etwas anderes, weil die Reflexbewegung des
„-wärts“, die sich auf die Geschichtsbewegung bezieht,
selbst erst geistesgeschichtlich entstehen muss und
inzwischen auch entstanden ist, wenngleich sie noch nicht
abgeschlossen und noch nicht in einem Erkennen und
Sich-selbst-Durchschauen des Menschen in seiner
Geschichte erfüllt zu sein scheint.
„Gegenwart“ muss also etwas sein, was für den Menschen
keineswegs von Anfang an existierte, zu jeder Zeit gleich (und
zugleich doch jeweils anders), nein. „Gegenwart“ ist etwas, was
geistesgeschichtlich erst entstanden ist und im Grunde
erst durch den (reflexiven) Menschen selbst hervorgebracht
wurde: Ein Geistwesen findet sich in einer Bewegung
stehend vor und wendet sich nun fragend diesem seinem eigenen
Bewegt werden zu.
28 Der Mensch findet alle Erkenntnis aus sich selbst
heraus
Dies ist es, was wir aus unserer eigenen Geistesgeschichte
hätten lernen können, bereits in ihren Anfängen bei Sokrates:
Nichts und niemand kann den erkenntnissuchenden
Menschen daran hindern, Erkenntnis zu finden, denn sie
wird im Grunde aus sich selbst heraus gewonnen.
Prinzipiell gefasst: Jeder einzelne Mensch ist Schüler und
Lehrer (Selbst-Belehrer) zugleich...
Auf dem universalen Gebiet menschlichen Denkens gilt also:
Jeder ist Jedem voraus, und: Jeder hinkt Jedem
hinterher, einfach deshalb, weil nicht alle Individuen an
ein und derselben Stelle in Raum und Zeit stehen können
...
Das Denken hat aber nun die Besonderheit an
sich, dass wir uns mit ihm - zumindest versuchsweise - an
die Stellen der Anderen setzen können, um deren
Seinserfahrung zu unserer eigenen noch zusätzlich
hinzuzunehmen und dadurch ein Mehr an Denk- und
Seinserfahrung zu erwerben, als unser
eigenes Leben aus sich selbst heraus
freigibt.
29 Die Musik ertönt, indem das Instrument "verschwindet"
…als würde das Instrument selbst im Raum
schweben und der Virtuose trete quasi nur von außen an es
heran, schmiegte sich um es herum, wie um seine Geliebte, mit
der er sich dann im Tanzschritt bewegt, wobei er
völlig frei in seinen Bewegungen erscheint, so dass
man nicht mehr sagen kann, wer von beiden nun eigentlich
führt und wer geführt wird!!??
Das Instrument selbst… muss… irgendwie… verschwunden
sein, wenn die Musik als solche zum Tragen kommen
soll. Ja! Dies scheint mir das Geheimnis des Musizierens und
auch Lieder-Singens zu sein…
…ob wohl Orpheus seine göttliche Musik weniger mit seiner Leier
erzeugte, weil seine volle Aufmerksamkeit und Konzentration
vielmehr den Saiten der menschlichen Seele galt, die
er durch seinen Gesang in Vibration und Schwingung versetzen
konnte? Weil sie – die Seele des Menschen - sein
eigentliches Instrument war, deren Vielfältigkeit und
Farbenreichtum uns abgebildet ist in den Bewegungen des
Tierkreises und der Planeten, in die wir mit hinein gehen
können und sollen, und deren Höhen und Tiefen ihm nicht nur
bekannt, sondern geläufig waren, so dass er sie beliebig rauf-
und runterspielen konnte und also dieses göttlich-lebendige
Instrument zu handhaben wusste wie kein Zweiter, als
reichte es – in seinem hochkünstlerischen Ermessen -
von einer Welt…
…in die andere hinein?
30 Die Vernunft-Gleichung des Glaubens:
Gefallene Vernunft + Heiliger Geist = natürliche Vernunft
Die Natur und Norm des Menschseins ist
uns gar keine Bekannte, sondern eine Unbekannte, denn
beide – Natur und Mensch – kennen wir nur noch im Status
des Gefallen seins, nicht mehr im Status des Intakt seins:
„Wir sind uns selbst transzendent, undurchsichtig,
unbekannt!!!“ – Das sagt uns unsere Bibel, obwohl wir aus uns
selbst heraus das Gegenteil behaupten möchten und hierbei nur
unsere „Abnorm“ beschreiben (und als "Gegenargument"
heranziehen) können, nicht aber unsere „Norm“. ...
Der Glaube setzt nicht in der Natur an, sondern
unterhalb ihrer, und dann resultiert:
Gefallene
Natur
-
Natur (als Wirksphäre Gottes)
Und hieraus ergibt sich das außerordentliche oder
Korrektur-Handeln Gottes und die
Natur-Gleichung:
Gefallene Natur + Heilsgeschichte
= Natur
Oder, geistesgeschichtlich gesehen, die
Vernunft-Gleichung des
Glaubens:
Gefallene Vernunft + Heiliger Geist = (natürliche)
Vernunft
Das Denken, das wir hier und heute haben,
ist nicht mehr „natürlich“, sondern es ist schon – nun ja –
verkorkst, verdorben. Das kann diese unsere Vernunft aber nicht
aus sich selbst heraus sehen und nicht wissen, weil sie
keinen Bewertungsmaßstab ihrer selbst besitzt (außer
dem falschen, gefallenen). ... Der Glaube ist der
Bewertungsmaßstab und die Korrekturfunktion
unserer Vernunft. Und die menschliche Vernunft kann diese
Korrektur entweder dankend annehmen oder aber ausschlagen, als
überflüssig oder falsch, indem sie sich – blind – selbst für
„natürlich“ erklärt. Man kann daher sagen, Luther habe den sich
selbst missverstehenden (römisch-katholischen) Glauben
evangelisch zurechtgerückt, indem er nicht „Mensch“ und „Gott“,
sondern den „sündigen Menschen“ in seinem Bezug zum
„rettenden Gott“ zum Gegenstand der Theologie
bestimmt.
31 Einschub "Ich möchte und muss hier für Luther eine Lanze
brechen"
Dieser Einschub behandelt
Luthers Kehrtwendung von einem anfänglichen
Offenbarungs-Unverständnis (1522) hin zu einem
kirchengeschichtlich zu verifizierenden
Offenbarungs-Verständnis (1530). Ich bin nicht sicher, ob die
Evangelische Theologie und Kirche dies bisher schon angemessen
würdigt: Die Kirchengeschichte ist grundsätzlich zu
verstehen als Wirklichkeitswerdung des Wortes Gottes.
Und deshalb muss die Offenbarung des Johannes im
Gang der Kirchengeschichte immer deutbarer und
durchsichtiger werden, je weiter sie in der Zeit und
Heilsgeschichte voranschreitet, weil die Schnittmenge
zwischen Theorie (= Offenbarung) und Praxis (=
Kirchengeschichte) immer größer wird. Dies ist Luthers
überragender und konkreter Deutungsansatz, und wir sind heute
500 Jahre weiter, sollten also zwischenzeitlich besser und
deutlicher sehen können als Luther, denn eines ist sein
Prinzipienansatz zur Deutung der Offenbarung, ein anderes ist
seine faktische Deutung vor 500 Jahren - er betrat ja mehr oder
weniger Neuland.
Kontroverstheologisch
betrachtet: Sofern die Kirchen die Ökumene nicht ernsthaft, nur
lapidar betreiben und vorantreiben, muss in ihnen eine
Wirklichkeits-Weggabelung erkennbar werden: dem zunehmenden
Verstehen des Christentums (durch die Wirksamkeit des Heiligen
Geistes) tritt ein zunehmendes Missverstehen des Christentums
gegenüber, dessen vermeintliches Besserverstehen mehr und mehr
zur fixen Idee werden wird, ohne Realfundament in unserer
faktischen (auch vom Heilgen Geist durchsetzten)
Wirklichkeit.
Aus diesem Grund habe ich diesen
Einschub im allerletzten Abschnitt verortet: "36. Wird die
Petrus-Tradition von den Pforten der Unterwelt überwältigt
werden?" Angemerkt hierzu sei: Ich bin Ex-Katholik und verstehe
mich selbst als unzeitgemäßen Protestanten, und meine
theologischen Reflexionen fußen nicht nur auf philosophischen
Grundgedanken, sondern es sind auch religionskritische und
tiefenpsychologische Überlegungen eingeflossen.
Hier die
Übersicht:
Zu a) Mein Geist kann sich
in das Buch nicht schicken
Zu b) Christus wird darin
weder gelehrt noch erkannt
c) Warum denn wird in der
Offenbarung des Johannes Christus nicht gelehrt?
d) Die christliche Lehre ist
nicht überzeitlich, sondern als Genese des menschlichen Geistes
in der Zeit konzipiert
e) Luthers reflexiver
Vernunft-Ansatzpunkt zur Deutung der Offenbarung
f) Luthers "Fehler": Er
bedenkt noch nicht die Wirksamkeit des Heiligen
Geistes in der Zeit
g) Unser möglicher
Wirklichkeits-Fehler: Versäumen einer neuen
Grundsatzentscheidung der Christenheit für ihre
Zukunft
Auf eine erweiterte Leseprobe verzichte ich hier und verweise
direkt auf den Einschub selbst.
32 Einschub "Die 'reformatorische Erkenntnis' der
Philosophie"
Dieser Text und Einschub ist gelb eingefärbt, also
grundsätzlich philosophisch zu verstehen, der Grund hierfür
wird im Einschub selbst erläutert. Besonderheit ist, dass die
Lektüre eines biblischen Textes aus einer glaubensfreien
Vernunftperspektive (= Philosophie) heraus zu einer
andersartigen Bibelrezeption führt: Die Bibel kann neu und
anders gesichtet werden! Eine solche "fachfremde" Sichtung der
Bibel gehört mit zu meiner geistesgeschichtlichen Biographie.
Meine Überraschung darüber, dass die Bibel hier "philosophisch
spricht", also den Glauben sozusagen außen vor lässt, war
ursächlich dafür, dass die Bibel mein näheres Interesse
weckte.
Und ich bin der Meinung, dass ich auf diese Weise der Bibel
eine tiefere Sichtung abgewinnen kann, als es aus dem Glauben
selbst heraus möglich ist.
Hier die
Übersicht:
Die Schlüssel-Stelle ist
folgende: 2 Thess. 2,10f
a) Das Schwergewicht dieser
Bibelstelle: Betonung der Bedeutung der menschlichen
Vernunft
- Nun kommt aber mein
Punkt
- Nun meine
Punkt-Erläuterung
- Nun meine
Punkt-Erklärung
b) Begriffs-Parallelen im näheren
Kontext
c) Meine Bevorzugung der
Einheitsübersetzung von 1980
Als "reformatorische Erkenntnis" qualifiziere ich die
Bibelstelle erst im Anschluss an den Einschub, so dass die
Folgeabsätze noch mitgelesen werden sollten.
33 Einschub "Ich und die Einheitsübersetzung - grundsätzliche
Anmerkungen zum Übersetzungsvergleich"
Dieser Einschub gibt einen
Einblick in die biographische Genese meines
Theologie-Verständnisses, in dessen Verlauf ich auch vom
römischen Katholizismus zur evangelisch-lutherischen Konfession
konvertierte. Ich gebe zunächst den Überblick und erläutere ihn
anschließend:
A. Kirchenmusikalische Vorgeschichte
B. Entstehung der
Einheitsübersetzung, erste Bibellektüre und
Theologiestudium
C. Vom Lesen zum Durchdenken der
Bibel
D. Mein Hürdenlauf zur Online-Nutzung der
Einheitsübersetzung
a) Antragsformular
b) Einmaleins des Bibelverses
c) Einheitsübersetzung von 1980 nicht online?
E. Schlüsselstellen der Einheitsübersetzung von
1980
F. Ein Beispiel meiner Bevorzugung der Einheitsübersetzung von
1980
a) Joh. 21,22f: "bis zu meinem Kommen"
b) Erst-Begründung
c) Der komplexe biblische Kontext
d) Das Kommen - näher betrachtet: Wiederkunft Christi – Parusie
– Zweite Ankunft des Herrn
e) Frage nach dem Sinn des Weggehens Christi
f) Ist Christi Ausbleiben Parusie-Verzögerung oder vielmehr
Parusie-Ermöglichung?
g) Vorläufiges Überlegungs-Ende und Resümee
G. Zum weiteren Prozedere im Umgang mit den benutzten
Bibelübersetzungen
H. Die Papst-Frage und der Schafe-Weide-Auftrag
I. Die Schlüssel-Frage und das Wirken des Geistes
K. Das merkwürdige Auftrags-Splitting Jesu und die Frage nach
Aufgabe und Kompetenz der Schafe
L. Wettstreit der Konfessionen um den
Schlüssel-Besitz?
Mein persönlicher Stein des
Anstoßes ist der Papst in seiner angeblichen Geistverbindung,
die ich bestreite - und damit auch die Rechtmäßigkeit seiner
Vorordnung. Aus diesem Grund wird mein Blick auf das
Übersetzungsproblem "abgerundet" durch biblisch-theologische
Fragen, die abstrakt blieben, würde darin nicht auch die (m.E.
ungelöste) Konfessionsfrage aufgeworfen.